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Unbefriedigt unausgeforscht

Marktforschung? Gerne, aber welchen Beitrag kann leisten, wer ohne Leberwurst und ohne Küchentücher auskommt?  ■ Von Elke Spanner

Wie wenig ich in diese Gesellschaft passe - vielmehr wie wenig diese auf mich zugeschnitten ist - führt mir mit kompromittierender Deutlichkeit die Marktforschung vor Augen. Gestern zum Beispiel, als ich vom Zahnarzt kam. Da müssen alle mal hin, insofern hat das mit der anschließenden Krise gar nichts zu tun. Auf dem Rückweg aber lief ich in eine junge Frau mit Klemmbrett unter dem Arm hinein, die mich anstrahlte und mit dem Wort „Marktforschung“ aufzuhalten versuchte. Mit meiner betäubten Backe fühlte ich mich zwar kaum zu einem „Hallo“ in der Lage, aber das Glück, den Zahnarzttermin überstanden zu haben, riss mich zu Offenheit hin. Ich zischelte ihr die Frage zu, worum's denn bitte gehen würde, und sie antwortete: „Papierhandtücher“. Ich: „Hä?“ Sie: „Papierhandtücher“.

Nun ist es sicher so, dass Papierhandtücher eine gewisse Alltagstauglichkeit aufweisen, bestimmt sogar. Ich jedoch habe meinen Alltag bisher stets ohne sie bewältigt. Kurz überlegte ich, ob ich nicht einfach die Kennerin mimen sollte, nur um der freundlichen Frau einen Gefallen zu tun, aber die Kombination aus dicker Backe und Papierhandtuch ließ mich dann doch eine andere Entscheidung treffen. Sie guckte enttäuscht, ich guckte enttäuscht, und so nahm ich mir vor, bei nächster Gelegenheit ganz bestimmt zur Marktforschung beizutragen.

Die lauerte bereits 20 Meter weiter. Diesmal war es ein Mann, der mit Klemmbrett unter dem Arm herum lungerte. Schon von Ferne strahlte ich ihn an, um ihn zu ermutigen, mit mir Forschung zu betreiben, und begrüßte ihn mit: „Na, Papierhandtücher?“. Diesmal war er es, dem ein ratloses „Hä?“ entwischte. Du bist wirklich zu gar nichts zu gebrauchen, verfluchte ich mich selbst, und gab ihm und mir noch eine letzte Chance. Er nutzte sie. Er würde gerne mit mir über Leberwurst reden, teilte er dann mit, „sehr lecker“.

Mit einem Schlag war es mit meiner Bereitschaft, mich der Wissenschaft anzudienen, vorbei. Das ist doch wirklich ekelhaft. Nun bin ich nicht einmal Vegetarierin, aber das Ansinnen, ausgerechnet über zermatschte Innereien plaudern zu wollen, empfand ich dann doch als nahezu unmoralische Belästigung. Mit einem angewiderten „Nee, also echt nicht“, ließ ich ihn stehen.

Nun könnte man einfach von einem schlechten Tag reden, Zahnarzt, falsche Ausstrahlung und so. Aber erst wenige Tage zuvor war ich schon einmal an der Marktforschung gescheitert. Da ging es um Verhütung, speziell über eine Methode, über die Auskunft zu geben ich durchaus in der Lage bin. Erwartungsvoll stieg ich also hinter der Marktforscherin die Treppe zur Forschungsstelle hinauf, als die sich eher beiläufig vergewisserte, dass ich alle Voraussetzungen erfülle: „Sie leben doch mit Ihrem Mann zusammen, oder?“ Wortlos und unausgeforscht stapfte ich die Treppe wieder hinunter.

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