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Eine Chance für die Liebe

Eine Umfrage zum Thema Partnerwahl bringt es ans Licht: Jungunternehmer sind viel beliebter als BundesministerInnen  ■ Von Eberhard Spohd

Wie einfach hatten wir uns die Liebe immer vorgestellt. Amor entsendet seinen Pfeil, und zwei Herzen finden zueinander. Nach der Zeit der Prüfung beschließen die beiden Turteltäubchen, für immer und ewig beieinander zu bleiben. „Man heiratet doch jemanden, den man nett findet“, vermutet zum Beispiel die werte Kollegin W. Doch sie täuscht sich. „Zumindest dann, wenn es ernst wird bei der Partnerwahl, achten zwei Drittel der jungen Leute unter 29 Jahren sehr genau auf Beruf und Status.“

Das zumindest belegt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Und damit die Demoskopen auch gleich zu den richtigen Ergebnissen kommen, bekamen sie zwölf Vorgaben, die „verschiedenste Status-Merkmale repräsentieren“. So zumindest wollte es die Internet-Lottoannahmestelle tipp24.de, die den Auftrag für diesen verquasten Quatsch gaben. Jetzt sind wir endlich schlauer und wissen, durch welche Berufswahl wir beim anderen Geschlecht in der fraglichen Altersgruppe am besten ankommen.

Die Twens in unserem Lande stehen ganz offensichtlich auf Jung-unternehmerInnen. 72 Prozent der Befragten gaben an, sich mit so jemand einlassen zu wollen. Damit ist ihnen diese Berufsgruppe am allerliebsten. Vermutlich weil sie viel Geld ins Haus bringt, selten da ist und damit niemand auf die Nerven geht. Bei den zweitplatzierten SterneköchInnen dagegen scheint sich die alte Wahrheit zu behauten, dass Liebe durch den Magen ginge.

Das könnte man ja alles so hinnehmen, wenn in der Liste der potenziellen Geliebten nicht noch weitere, viel fantastischere Berufe auftauchten. So können es sich 60 Prozent der Befragten gut vorstellen, mit einem Lottomillionär in die Kiste zu hüpfen, und 53 Prozent finden Bestseller-AutorInnen recht verführerisch.

Da fragt man sich doch, auf welche Basis sich diese Ergebnisse stützen – realiter dürften die wenigsten Menschen jemals die Möglichkeit gehabt haben, ein längeres und vielleicht intimeres Gespräch mit einem Schriftsteller zu führen. Die Ergebnisse speisen sich also nicht aus eigener Anschauung, sondern gründen sich auf gesunde Vorurteile. Wer schön schreibt, der muss sensibel sein und damit auch ein begehrenswerter Partner.

Da kommen einem existentielle Fragen: Wie stellt sich unsere Jugend das Leben eines Rennfahrers (42 Prozent), Bundesliga-Fußballspielers (31 Prozent) oder einer Bio-Bäuerin (31 Prozent) vor? Wie konnte der Beruf OrdnungsamtsleiterIn mit in die Liste rutschen? Was denken BundesministerInnen, wenn sie erfahren, dass gerade einmal 19 Prozent sie attraktiv finden? Ist Lottomillionär eigentlich ein Ausbildungsberuf und wer vergibt in diesem bereich Lehrstellen? Und vor allem: Welche Chancen auf dem freien Markt der Liebeswerbung hat man eigentlich als taz-Redakteur? In diesem Falle heißt die recht beruhigende Antwort: Offensichtlich keine.

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