Vorwürfe gegen die tschechische Polizei

Bürgerrechtler haben Hinweise auf die Misshandlung etlicher bei den IWF-Protesten verhafteter Demonstranten

BERLIN taz ■ Die tschechische Rechtshilfeorganisation OPH wirft der Polizei des Landes willkürliche Verhaftungen und die brutale Misshandlung von Demonstranten vor, die am Dienstag bei den Protesten gegen IWF und Weltbank in Prag festgenommen worden waren. „Wir haben Hinweise, dass Dutzende Gefangene geschlagen wurden“, sagte Jan Rovensky von OPH zur taz.

Einzelnen Gefangenen wurden laut Berichten Freigelassener Zähne ausgeschlagen und Finger gebrochen. Eine Überprüfung dieser Hinweise in den Arrestzellen werde OPH von den Behörden verweigert. OPH wirft der Polizei außerdem vor, Verhafteten zum Teil Nahrung, medizinische Versorung und Kontakt zu einem Rechtsbeistand oder Angehörigen verweigert zu haben. Polizeipräsident Jiri Kolar wies die Vorwürfe zurück.

Nach jüngsten Behördenangaben wurden insgesamt 859 Personen verhaftet, darunter 330 Ausländer. Die 31 Deutschen sind nach Informationen des Auswärtigen Amtes inzwischen frei. Am Donnerstag wurden mindestens 30 Personen festgenommen, als eine unangemeldete friedliche Demonstration von etwa 500 Personen vor dem Prager Innenministerium aufgelöst wurde. Die Demonstranten hatten die Freilassung Inhaftierter gefordert. Anschließend zogen sie zum Teil entkleidet durch die Innenstadt. Im spanischen Barcelona besetzten am Donnerstagmittag 15 Aktivisten kurzzeitig das tschecheische Konsulat, um die Freilassung von in Prag Inhaftierten zu fordern.

Die Rechtshilfeorganisation OPH wurde vor drei Monaten vom Ökologischen Rechtsinstitut und der Menschenrechtsorganisation Host gegründet. Die in hellblaue Westen gekleideten OPH-Mitarbeiter beobachteten bei allen Protesten gegen den IWF die Polizei. OPH wird vom „Open Society Institute“ des Mäzens George Soros unterstützt.

SVEN HANSEN