zahl der woche: Zentralbanken intervenieren zur Stützung des Euro
Mission gescheitert
Interventionen, das wissen wir seit letzter Woche, gibt es nicht nur im Kosovo. Auch an den Devisenmärkten können Außenstehende sich einmischen. Eingemischt hat sich diesmal nicht Rudolf Scharping mit seinen Jungs, sondern Bundesbank-Chef Ernst Welteke. Der hat, zusammen mit anderen Notenbank-Chefs der EU, USA und Japans, letzte Woche interveniert, um den Euro zu stärken.
Sechs Milliarden Euro haben die Bänker nach Informationen der Zeit vom Markt weg gekauft. Bezahlt wurde in Dollar. Die Folge: Das Angebot an Euro sank, die Menge an verfügbaren Dollar stieg. Ein geringeres Angebot treibt die Preise in die Höhe – das ist bei Währungen nicht anders als bei Altbauwohnungen in In-Vierteln. Prompt stieg also der Euro von rund 86 Cent am vergangenen Freitagmorgen auf über 90 Cent am Nachmittag. Und die Frankfurter Zentrale meldete: Mission ausgeführt.
Nun kommt es bei Devisenmarkt-Interventionen auf den Überraschungseffekt an. Sonst machen angriffslustige Spekulanten schnell den Erfolg zunichte. Schließlich lässt sich mit einem Insiderhinweis ein Schnäppchen machen. Denn wer rechtzeitig ein paar Milliarden Euro kauft, hat Stunden später womöglich viele Millionen mehr auf dem Konto.
Wenn man der FAZ glaubt, hatte dieses Glück letzte Woche ein amerikanischer Risikofonds. Der beauftragte angeblich am Freitagmorgen die Citibank, „in großem Umfang“ Euro zu kaufen. Die Citibank dementierte, vorher etwas vom Zentralbank-Coup gewusst zu haben.
Risikofonds sind auf hochspekulatives Kapital spezialisiert. Sie haben bei den Finanzkrisen der 90er-Jahre mehrmals für negative Schlagzeilen gesorgt: Denn sobald sich eine ihrer heiklen Investitionen als Flopp erwies, haben sie flugs ihr Kapital zurückgezogen – und dabei schon mal zu ein paar Millionen Arbeitslosen mehr und einem kaputten Währungssystem beigetragen. Neben riskanten Anlagen machen solche Fonds ihr Geld auch damit, dass sie gegen Währungen spekulieren, von denen eine Aufwertung erwartet wird.
Dass das finanzpolitisch höchst bedenklich ist, hat sich auch vergangene Woche gezeigt. Der Erfolg der Intervention, sagen Analysten, hätte größer sein können, wenn der Risikofonds nicht sofort nach dem Kursanstieg seine Euro wieder verkauft hätte. So machte, was im Sinne der Euroländer geschah, womöglich ein paar amerikanische Spekulanten reich. Dann müßte es heißen: Mission gescheitert.
KATHARINA KOUFEN
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