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Schwarze Löcher bei Mr. Hyde

■ Auf drei Millionen Miese in 2001 folgt ein neues Musical

Nach langem Drängen hat das Wirtschaftsressort nun in einem internen Bericht die ganze Dimension des finanziellen Desasters von „Jekyll und Hyde“ dargestellt. Danach müssen die Koalitionäre am Mittwoch nicht nur die zweite Tranche der insgesamt acht Millionen Mark „Liquiditätshilfe“ für die Spielzeit 2000/2001 bewilligen, sondern außerdem zusätzliche 3,1 Millionen Mark. Das Wirtschaftsressort hatte vergessen, dass es für die zugesagten Darlehen auch Zinszahlung verlangen muss – und da „Jekyll und Hyde“ dafür nicht selbst aufkommen können, zahlt das Land die Zinsen für 2000 und 2001 gleich mit aus. Tilgungen sind nicht vorgesehen.

Nach derzeitiger Planung wird das Musical im laufenden Jahr ein Minus von 5,7 Millionen Mark, im kommenden Jahr weitere 3,4 Millionen Mark verzeichnen. Danach soll ein neues Musical-Programm stattfinden.

Bei der staatlichen Hanseatischen Veranstaltungs-Gesellschaft HVG soll ein „Controller“ nur für das Musical eingestellt werden, in der Musical-Geschäftsführung soll „ein weiterer Wechsel“ stattfinden.

Das Land Bremen trägt nicht nur das Risiko der laufenden Musical-Produktion, sondern auch das der Immobilie. Wie aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfer hervorgeht, sind die 54 Millionen Mark für den Umbau „nur nachrangig“ im Grundbuch abgesichert. Vorrangig liegen die Hypotheken für frühere Umbauten auf dem Gebäude, „deren Höhe wir nicht kennen“, schreiben die Wirtschaftsprüfer der PwC deutsche Revision. Zu Deutsch: Wenn der Musical-Betrieb nicht fortgesetzt wird, bleibt das Land auf den Umbau-Kosten sitzen. Das alte Zentralbad am Richtweg war vom Hauseigentümer erst zu einer Markthalle, dann zu einem Veranstaltungszentrum „Showpark“ umgebaut worden. K.W.

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