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Brenzliger BSE-Bericht

Unabhängige Expertenkommission übergab Londoner Regierung Abschlussbericht. Versäumnissen der Politik verantwortlich für die Ausbreitung des Rinderwahns

LONDON afp ■ Nach mehr als zweieinhalbjährigen Untersuchungen hat am Montag eine unabhängige britische Kommission der Regierung in London ihren Bericht über die Ursachen und Verbreitung des Rinderwahnsinns (BSE) übergeben. Der Bericht umfasst mehreren tausend Seiten.

Allgemein wird erwartet, dass mit der zum Monatsende geplanten Veröffentlichung vor allem die Versäumnisse der Politik in Großbritannien dokumentiert werden. Bis heute sind allein auf der Insel 75 Menschen an einer Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorben, die sie sich vermutlich durch Verzehr von BSE-verseuchtem Fleisch zugezogen haben. Insgesamt 4,3 Millionen Kühe mussten notgeschlachtet werden.

Nach Informationen von BBC geht der Bericht mit Mitgliedern der früheren konservativen Regierung sowie mit Regierungsbeamten scharf ins Gericht, weil sie erst spät und zu zögerlich handelten und damit wesentlich zur Ausbreitung des Rinderwahnsinns in Großbritannien beitrugen. Dabei sollen einzelne Verantwortliche auch mit Namen genannt werden. Insgesamt kostete die Untersuchung rund 27 Millionen Pfund (umgerechnet rund 86 Millionen Mark).

Die Kommission sammelte mehr als 600 Aussagen, unter anderem von Angehörigen der Opfer, und durchforstete tausende Seiten amtlicher Berichte zu BSE. Kern der Untersuchung sind vor allem die zehn Jahre zwischen 1986, als erstmals auf die Gefahr von BSE für den Menschen hingewiesen wurde, und 1996, als die Regierung einen Zusammenhang zwischen BSE und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit einräumte. Über die Ausbreitung gibt es dem Bericht zufolge unterschiedliche Spekulationen. Nach einer Untersuchung der Universität von Oxford könnten in den nächsten 40 Jahren zwischen 63.000 und 136.000 neue Fälle auftreten.

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