Unglücksmine pleite

Spanien: Konzern drückt sich vor den Konsequenzen des Dammbruchs 1998, glauben Umweltschützer

MADRID taz ■ Die Pyritmine von Aznalcollar hat Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Das gab gestern die Werksleitung bekannt. Das Werk, das durch einen Dammbruch in einem Abwassersee im April 1998 in die Schlagzeilen geriet, will spätestens 2001 die Produktion einstellen. Das Werk ist mit 170 Millionen Mark verschuldet, der schwedische Gesamtkonzern Boliden mit 1,5 Milliarden. Die schlechte wirtschaftliche Lage sei auf den Verfall der Zink- und Kupferpreise zurückzuführen. Das größte Loch habe, so der Konzern, aber der Unfall von Aznalcollar in die Kassen gerissen. Damals ergossen sich 5,5 Millionen Kubikmeter säure- und schwermetallhaltige Abwässer in den Vogelschutzpark Doñana.

Die Regionalregierung in Andalusien fühlt sich durch die Werksschließung hintergangen. Nach dem Unglück gab die öffentliche Hand insgesamt 470 Millionen Mark für Aufräumarbeiten und den Aufkauf verseuchter Ländereien aus. Boliden kostete die Katastrophe gerade einmal 70 Millionen. Umweltschützer befürchten, dass sich Boliden jetzt aus der Verantwortung stehlen und sich vor den versprochenen Arbeiten zur Beseitigung der Folgen des Unglücks drücken könnte.

REINER WANDLER