: Ein Symbol ist tot
Kongolesischer Bischof Kataliko überraschend gestorben. Der Rebellengegner stand für die Zerrissenheit des Landes
BERLIN taz ■ Der katholische Bischof der ostkongolesischen Stadt Bukavu, Monsignore Emmanuel Kataliko, ist gestern Nacht gestorben. Wie die katholische Nachrichtenagentur Misna gestern berichtete, erlag Kataliko in einem italienischen Krankenhaus einer ungenannten Krankheit. Kataliko sollte in Rom an einem afrikanischen Kirchentreffen teilnehmen.
Der Kongolese war ein Symbol der Zerrissenheit seines Landes. Seit der Ermordung seines Vorgängers durch Ruanda-treue Rebellen 1996 war Kataliko Bischof der aufmüpfigen Stadt Bukavu an der Grenze zu Ruanda. Dort wandte er sich gegen die zunehmende Einflussnahme Ruandas auf die kongolesische Politik, vor allem nachdem im Sommer 1998 mit aktiver Hilfe Ruandas die Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) die Kontrolle über den Osten Kongos übernahm. Da Bukavu eine Hochburg jener kongolesischen Politiker ist, die die RCD-Herrschaft als „ruandische Besatzung“ ablehnen und den generalisierten Kampf gegen die Tutsi im Afrika der Großen Seen predigen, hatte es die katholische Kirche in Bukavu schwer, zum grassierenden Rassenhass im Osten des Kongo die gebührende Distanz zu halten.
Nach einer Predigt zu Weihnachten 1999, die eine Kampagne des zivilen Ungehorsams gegen die RCD in Bukavu einleitete, wurde Kataliko am 12. Februar 2000 festgenommen und in die Diözese Beni-Butembo 600 Kilometer weiter nördlich abgeschoben, die unter ugandischer Kontrolle steht. In der Verbannung wurde Kataliko für die Gegner der RCD zu einem Symbol.
Am 15. September ließ die RCD Kataliko in einer „Geste der Versöhnung“ nach Bukavu zurückkehren, wo er von einer jubelnden Menschenmenge gefeiert wurde. Seine Anhänger aber waren rasch enttäuscht, als Kataliko nach seiner Rückkehr zur Versöhnung aufrief und sich von den Protesten gegen die RCD distanzierte – wohl ein Teil des Deals, der ihm seine Rückkehr ermöglicht hatte. Seine wechselhafte Karriere symbolisiert damit die tiefen Gräben in der Gesellschaft der kongolesischen Rebellengebiete. DOMINIC JOHNSON
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