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Echtlicht-Simulationen

■ Sparen, Experimentieren, Entlasten: Das Thalia-Theater präsentiert neue Studio- und Probebühnen in der Gaußstraße

Echtzeit-Simulation? Nein, Echtlicht- und Echthöhe-Simulation will das Thalia-Theater künftig praktizieren im Gebäude in der Gaußstraße 190, um im Lauf der nächsten fünf Jahre 25 Stellen (Gegenwert: zwei Millionen Mark jährlich) in Bühnentechnik und Requisite einzusparen: Die neuen Bühnen des Thalia in der komplett umgebauten Industriehalle wurden gestern vorgestellt, die für das „Probebühnen-Modell“ stehen, das wesentlich weniger Umbauten auf der Thalia-Haupbühne erfordert als bisher: Im authentischen Thalia-Winkel werden die Scheinwerfer strahlen, Thaliabühnen-Größe sollen Drehbühne und Bühnenboden haben. Und alles, damit das Thalia-Theater die bereits in den vorigen Jahren geforderten, zunächst durch Antasten eigener Rücklagen aufgebrachten Einsparungen nach und nach erwirtschaften kann. Betriebsbedingt kündigen will man deswegen aber niemandem, sondern der ohnehin hohen Fluktuation in diesem Bereich folgen, versichert der kaufmännische Direktor Ludwig von Otting.

Drei Millionen haben die Stadt, vier der Grundstückseigner, der auf weitere 20 Jahre Thalia-Miete rechnen kann, in eine Studio- und zwei Probebühnen investiert, um zu vermeiden, was den größten Arbeitskrafteinsatz beim bisherigen Probenbetrieb erfordert: den ständigen Wechsel von Probe- und Aufführungssituation einschließlich der damit verbundenen permanenten Umbauarbeiten – sowie den Kampf um Probenzeiten auf der großen Bühne, auf die die Regisseure früh drängen, um unter Originalbedingungen proben zu können. Dies werden sie künftig auf den Gaußstraßen-Bühnen tun können, die Original-Thaliabühnen-Maße haben.

Doch wozu das alles; soll das Gebäude in der Gaußstraße, das am 25. November mit einem „Tag der offenen Tür“ öffentlich eingeweiht wird, ausschließlich hochspezialisierten Proben hinter verschlossenen Stahltoren dienen? Nein, ein Experimentierfeld soll die Ex-Fabrikhalle sein, Ur- und deutsche Erstaufführungen hierher eingeladen werden; auch die für Juli 2001 geplanten Hamburger Autorentheatertage, die Khuon aus Hannover mitbringt, sollen hier stattfinden.

Die deutsche Erstaufführung von Das Kind des karg formulierenden Norwegers Jon Fosse soll die Spielzeit ebenso bereichern wie Der Schrei des Elefanten des Russen Farid Nagim, der sich mit Grenzgängern befasst. Eigene musikalische Programme wird außerdem Erik Gedeon, Leiter der Thalia-Schauspielmusik, präsentieren; eine Werk- und Politikdiskussion über das Kosovo soll der Abend mit dem Handke-Text Noch einmal für Jugoslawien bringen Dea Loher wird – neben ihrem Stück Klaras Verhältnisse, das am 26. Oktober auf der großen Thalia-Bühne gespielt wird, das Auftragswerk Der dritte Sektor beisteuern.

Was man noch erleben kann in der Gaußstraße, die an Aufführungstagen ein Shuttle vom Altonaer Bahnhof aus ansteuern wird? Ein Café, ein Restaurant – und jede Menge Gedanken über Gott und Lebenswand'rer, versteckt in jenen Red Boxes hinter dem Foyer. Von welcher Qualität die darin verborgenen Schätze sind, wird sich dann schon erweisen. Petra Schellen

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