Schwarz-Grün gescheitert

Im Fusionsbezirk Tempelhof-Schöneberg verweigert CDU grüner Kandidatin ihre Stimme

Es knirscht bei der Bezirksreform – nicht nur in der rot-roten Beziehungskiste auf beiden Seiten der Oberbaumbrücke (siehe oben), sondern auch beim noch viel zarteren schwarz-grünen Techtelmechtel. Bei der Wahl des Bezirksamts im Fusionsbezirk Tempelhof-Schöneberg verweigerte die Union der scheidenden Schöneberger Bürgermeisterin Elisabeth Ziemer (Grüne) die Stimme – und das, obwohl die Alternativpartei ihrerseits am gestrigen Abend den CDU-Mann Joachim Zeller zum Bürgermeister des um Wedding und Tiergarten erweiterten Bezirks Mitte wählen wollte.

Der Knatsch um Ziemer hat seine Ursache in einer Besonderheit der Berliner Bezirksverfassung: Die Stadträte müssen von den Bezirksverordneten gewählt werden, obwohl die jeweils sechs Posten ohnehin nach Parteienproporz vergeben werden. Vier davon darf in Tempelhof-Schöneberg die Mehrheitspartei CDU beanspruchen, die übrigen beiden müssen sich SPD und Grüne teilen.

Die vier schwarzen und der rote Kandidat wurden auch anstandslos gewählt, allein bei Ziemer blockte die Union. Carsten Buchholz, CDU-Fraktionschef in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), begründete das Nein insbesondere mit einem Streit zwischen Ziemer und der von der CDU gestellten Ausländerbeauftragten des Bezirks. Außerdem habe die Zusammenarbeit der Bürgermeisterin mit der BVV „nicht geklappt“.

Der bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende Wolfgang Erichson hält diese Argumente für vorgeschoben. In Wahrheit habe sich die Schöneberger Union dafür rächen wollen, dass sie von der grün-roten Mehrheit im Szenebezirk in die Opposition gedrängt worden sei. Die Tempelhofer CDU-Verordneten dagegen hätten bewusst ein Signal gegen schwarz-grüne Bündnisse setzen wollen.

Endgültig gescheitert ist Ziemers Wahl damit noch nicht. Ob die CDU die grüne Kandidatin auf der nächsten BVV-Sitzung am 25. Oktober wählt, hängt nach Buchholz’ Worten „entscheidend vom Verhalten der Grünen ab“. Die Alternativpartei ihrerseits will sich „nicht von der CDU demütigen lassen“. Es gebe „kein grünes Wohlverhalten“, sagte Erichson gestern. Graben sich beide Parteien in ihren Positionen ein, wird Ziemer noch einige Wahlgänge durchstehen müssen. RALPH BOLLMANN