: zum siebtenmal bedroht
Endgültiges Aus für die „Zeitpunkte“?
Das 1979 eingeführte frauenpolitische Magazin des SFB ist so etwas wie die kleinere Zwillingsschwester der taz. Und ebenso wie die taz von ihren LeserInnen sind auch die „Zeitpunkte“ immer wieder nur durch das Engagement ihrer HörerInnen gerettet worden. 1986 startete die Geschäftsleitung ihren ersten Angriff auf die unbequeme Redaktion: „zu wortlastig“.
Obwohl die Sendung die zweithöchsten Einschaltquoten des damals populären SFB 2 brachte, wurde sie auf die Rentnerwelle SFB 1 verbannt.
1990 sollten die „Zeitpunkte“ abgeschafft werden. Nach Hörerprotesten und Prominentenaufrufen wurde sie auf die Klassikwelle SFB 3 abgeschoben.
1994 befanden die Senderchefs, die Zeitpunkte seien „unzeitgemäß“ und „altmodisch“. Ihre Alternative: Abschaffung oder Sendezeitverlegung. Politikerinnen protestierten, Künstlerinnen drohten mit Gebührenboykott – die „Zeitpunkte“ konnten bleiben. 1997 wurde der SFB 3 in zwei Wellen aufgespalten. Die „Zeitpunkte“ mussten erneut die Frequenz wechseln. 1999 sollten die beiden Wellen wieder zusammengefügt und die „Zeitpunkte“ erneut abgeschafft werden. Das Vorhaben wurde aufgeschoben, um 2000 erneut auf der Tagesordnung zu stehen. Auf einem MitarbeiterInnen-Plenum glänzte der designierte Wellenchef Wilhelm Matejka vor wenigen Tagen mit demoskopischen Weltneuheiten: Frauen sind eine Minderheit. „Kulturprogramm ist kein politisches Programm und kein Programm für Minderheiten“, formulierte er formschön. Als „Ersatz“ für die „Zeitpunkte“ sind ein bis zwei Kurzbeiträge auf Inforadio geplant. Die Berliner „FrauenfrAKTION“ hat bereits gedroht, einen Gebührenboykott zu organisieren. Proteste an: Intendanz@sfb.de oder an SFB-Intendant Horst Schättle, Masurenallee 8–14, 14057 Berlin.
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