Lautes Leben in Hamburg

Über 100.000 Menschen in der Hansestadt sind gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt – meist ist es es Verkehrslärm  ■ Von Dennis Gastmann

Morgens, acht Uhr in Hamburg: Lastwagen rollen dröhnend durch die Innenstadt, die S-Bahn quietscht und rattert über ihre Trasse, ein Airbus donnert in Richtung Flughafen Fuhlsbüttel. Lärm gehört in der Hafenmetropole zum alltäglichen Leben. Die Gewöhnung an den Alltagskrach ist allerdings ein Trugschluss. Lärm wirkt in jedem Moment auf das Ohr und kann Körperfunktionen schädigen. Laut Umweltbehörde sind so über 100.000 Bürger der Hansestadt gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt. Das Hauptübel ist nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der Verkehrslärm.

Das menschliche Gehör dient sowohl zur Wahrnehmung als auch zur räumlichen Orientierung. Es ist verantwortlich für den Gleichgewichtssinn und befähigt zur Kommunikation. Wer akutem Lärm ausgesetzt ist bekommt dies auch irgendwann körperlich zu spüren. So seien Bluthochdruck, Magen- und Darmprobleme sowie Kreislaufstörungen die Folgen dauerhafter Lärmbelastung. Jeder 50. Herzinfarkt werde mittlerweile auf ständigen Verkehrslärm zurückgeführt.

Die magische Lärmgrenze für eine potenzielle Gesundheitsgefährdung liegt nach den Worten von Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch bei 65 Dezibel (dB). Regelmäßige Messungen in der Hansestadt haben gezeigt: Der Großstadtlärm überschreitet oft die Immisionsgrenzen. Eine Auswahl der lautesten Straßen Hamburgs: Ost-West-Straße (71,68 dB), Robert-Schumann- Brücke (71,95 dB), Billhorner Brückenstraße (76,42 dB), Alsterglacis (72,57 dB). Laut Umweltbehörde sind elf Prozent der Hansestädter über Tag gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt, nachts sind es noch zehn Prozent.

Doch wie laut ist unser alltägliches Leben? An der so genannten Hörschwelle, also an der Grenze zum „Überhören“ liegen Flüstern, Blätterrascheln (0-20 dB), Regentropfen und das Ticken eines Weckers (20-40 dB). Eine Lärmbeeinträchtigung beginnt mit typischen Bürogeräuschen (40-60 dB), Küchenmaschinen (60-80 dB) und Eisenbahnverkehr (80-90 dB). Die Schmerzschwelle überschreitet etwa ein Düsenflugzeug im Tiefflug mit bis zu 130 dB.