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Radikales Wohnen

Stadtforum: Soziologen diskutierten die „Zukunft des Wohnens“ und neue Formen des Arbeitens in der Stadt

Berlin scheint derzeit das Eldorado des Wohnungsmarktes. Rund 150.000 öffentlich geförderte Wohnungen hat das Land in den vergangenen zwölf Jahren gebaut. Hinzu kommen zirka 35.000 Wohnungen privater Bauherren. Mit Millionenaufwand wurden Altbauten und Siedlungen modernisiert. Und selbst im Preisvergleich ist die Hauptstadt Spitze: In München bezahlen Mieter fast das Doppelte für ihre Wohnungen wie an der Spree.

Wer jedoch glaubt, der große Wohnungsmarkt, der gleichzeitige Leerstand von derzeit 75.000 Wohnungen in Berlin sowie die Abwanderung von 40.000 Menschen im Jahr ins Umland bedeute für die Stadt auf lange Sicht eine entspannte Lage, der irrt sich.

In den kommenden Jahren, sagte der Stadtsoziologe Winfried Hammann gestern auf der 79. Sitzung des Stadtforums zum Thema „Zukunft des Wohnens“, würden sich „die Anforderungen und Prognosen auf dem Wohnungsmarkt radikal verändern“, da Berlin nach wie vor einem starken wirtschaftlichen Strukturwandel unterliege. Darum sei nicht Entspannung angesagt, sondern die Suche nach neuen Wohnformen für neue Mieter und deren Bedürfnisse.

Um etwa die Abwanderung von Familien ins Umland aufzuhalten, so Hammann, müssten die neu gebauten Häuser in der Stadt nicht nur den Drang nach einem Dach über dem Kopf erfüllen. Neue Quartiere in der Stadt sollten ebenso dem Bedürfnis nach Grün, Nachbarschaft und Teilarbeitsbereichen innerhalb der Wohnungen nachkommen.

Wie also müssen die Wohnungen der Zukunft aussehen, um die Menschen in der Stadt zu halten? Die Frage von Bausenator Peter Strieder (SPD) wurde zweifach beantwortet. Während der Unternehmensberater Jörg Bernotat notwendige Wohnformen hauptsächlich für junge Trendsetter im IT-Bereich sieht – „Die wollen große, teure Maisonettewohnungen im Prenzlauer Berg“ –, sieht die Soziologin Hildegard Maria Nickel andere Aufgaben für den Wohnungsbau und Wohnungsmarkt bis zum Jahr 2015.

Nicht nur die Ausweisung neuer Quartiere für die städtischen Spaß-Urbaniten, sondern auch die Sicherung im Bestand müsse in der Politik weiter Vorrang haben, sagte sie. Nickel: „Mehr als in den so genannten IT-Bereichen werden Menschen in niedrig bezahlten Dienstleistungsberufen in Zukunft die Innenstadt bevölkern.“ Deren Leben und Arbeiten in der Stadt zu sichern sei ebenso notwendig und wichtig wie das der Jungunternehmer. rola

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