: Waffenruhe verlangt
Kofi Annan und Javier Solana versuchen im Nahen Osten zu vermitteln. Auch am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur wurden Tote gefunden
JERSALEM afp ■ Wenige Stunden vor Ablauf des israelischen Ultimatums an die Palästinenser am Montagabend wurden UN-Generalsekretär Kofi Annan und der russische Außenminister Igor Iwanow in Israel erwartet. Javier Solana, der außenpolitische Repräsentant der EU, wollte am Dienstag in die Region reisen. Die Außenminister der Europäischen Union drängten Israel und die Palästinenser, an den Verhandlungstisch zurückzukehren
Solanas Mission solle vor allem dazu beitragen, die Situation im Südlibanon zu klären, hieß es in einer Erklärung der EU-Ratspräsidentschaft. Auf Solanas Mission waren Stopps in Damaskus und Beirut vorgesehen.
Am Samstag hatte Barak den Palästinensern ein zweitägiges Ultimatum gesetzt, die Unruhen zu beenden. Andernfalls werde die Armee „alle Mittel“ einsetzen, die Gewalt zu beenden.
Annan wollte nach seiner Ankunft in Tel Aviv mit Barak zusammenkommen, anschließend war ein Treffen mit Arafat in Gaza-Stadt vorgesehen. Auch Russlands Außenminister Iwanow sollte an dem Treffen in Gaza teilnehmen. Nach einem Treffen mit Syriens Präsidenten Baschar al-Assad in Damaskus forderte er Israel auf, „die Gewalt gegen die Palästinenser einzustellen“. Zu Beratungen mit dem libanesischen Präsidenten Emile Lahud traf er in Beirut ein.
In Israel machte am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur auch das Radioprogramm den Ernst der Lage deutlich. Normalerweise stellen Radio und Fernsehen ihr Programm komplett ein. Doch dieses Mal wurde angekündigt, für den Kriegsfall die Ruhepflicht zu durchbrechen. Das war seit 1973 nicht mehr vorgekommen. Damals überfielen Syrien und Ägypten Israel an Jom Kippur, an dem das Land normalerweise in Stille verharrt, niemand zur Arbeit geht und der Verkehr ruht.
Am Montag wurden im Westjordanland die Leichen von zwei Palästinensern gefunden, die in der Nacht getötet worden waren. Auch ein bei Zusammenstößen bei Ramallah am Donnerstag schwer verwundeter Palästinenser erlag am Montag seinen Verletzungen. Nach Krankenhausangaben starb zudem ein israelischer Araber nach Unruhen in Nazareth im Norden Israels an seinen Verwundungen. Die Zahl der Todesopfer bei den seit 28. September andauernden Unruhen stieg damit bis Montag auf 98, darunter 81 Palästinenser.
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