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Deutschland unter zu viel Strom

Die beiden beherrschenden deutschen Stromkonzerne haben zu teure Kraftwerke und werden deshalb 10.000 Megawatt stilllegen

BERLIN taz ■ In Deutschland wird zu viel Strom produziert. Daher kündigte Marktführer RWE gestern die Stilllegung von 5.000 Megawatt Kraftwerkskapazität an. Nur einen Tag zuvor hatte auch sein härtester Konkurrent, der Stromkonzern Eon, beschlossen, 4.800 Megawatt vom Netz zu nehmen.

Wie bei der RWE geht es dabei vor allem um Strom aus Gas und Kohle, 2003 soll aber auch das AKW Stade stillgelegt werden. „Kein Kraftwerk in Deutschland, gleich welchen Typs, erwirtschaftet derzeit seine vollen Kosten“, sagt der Vorstandschef von Eon Energie, Hans-Dieter Harig. Bis zu 60 Prozent seien die Preise in den letzten zwei Jahren eingebrochen.

Die Stromkonzerne durchforsten deshalb die Bilanzen ihrer Kraftwerke. Verantwortlich für den Preisrückgang ist die Liberalisierung des Strommarktes in Europa. Vor allem in Osteuropa wird sehr viel billiger als in Deutschland produziert.

Zum Leidwesen der Anti-Atom-Bewegung sind es vor allem alte Kohle- und Gasturbinen, die jetzt abgeschaltet werden. Dennoch sehen die Grünen die Stilllegung als Erfolg ihrer Atompolitik. Bundesumweltminister Jürgen Trittin: „Der Atomkonsens entfaltet die erhoffte Wirkung, und die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende tut ein Übriges.“ Die Konzerne erklärten dagegen, Maßstab für eine Schließung sei allein die Verlustrechnung eines AKW und nicht die Vereinbarung zum Atomausstieg.

Hätte Eon etwas mehr Sympathie für die Grünen gezeigt, läge der Abschalttermin für Stade wohl vor der Bundestagswahl 2002. Dann hätte Trittin mit einer Erfolgsmeldung im Wahlkampf aufwarten können. Doch das war ausgeschlossen: Einer der größten Aktionäre bei Eon ist die bayerische Landesregierung, das heißt die CSU. REM

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