Chaos zu Semester-Beginn

■ Fünf Tage vor Uni-Start: Junge Estin weiß nicht, ob sie einen Studienplatz hat. Semestertickets auch noch nicht versandt

„Für mich ist das schrecklich“, sagt Lisa Sai*. „Seit fünf Monaten warte ich und hab noch nichts gehört“. Die junge Estin, die in Hamburg als Au-pair-Mädchen gelebt hatte, will Sprachlehrforschung studieren. Nächste Woche beginnt die Einführung, aber Sai weiß nicht, ob sie einen Platz hat.

Eigentlich sollte sie die Antwort im September erhalten, das hatte das Akademische Auslandsamt schriftlich versichert. Da sie Sorge hatte, dass die Post auf dem Weg in ihre estnische Kleinstadt verloren ging, fuhr sie nach Hamburg und sprach am Montag in der Sprechstunde des Amtes vor. Das Computersystem sei defekt, erfuhr sie dort, deshalb stehe noch nichts fest. Lisa Sai: „Die haben gesagt, ,vielleicht kriegen Sie den Platz'“.

„Bei uns ist Land unter“, bittet Amtsleiter Klaus Pätzold um Verständnis. Das Computersystem sei störanfällig, eine Mitarbeiterin zudem krank und die übrigen mit der Antragsflut überlastet. Pätzold: „Hamburg ist im Ausland als Studienort sehr beliebt“. Statt der üblichen 2000 hätte das Amt diesmal rund 600 Anträge mehr erhalten. Insgesamt stehen knapp 400 Plätze für ausländische Bewerber bereit, die nach Notenschnitt vergeben werden. Pätzold: „Die, die einen Platz haben, sind informiert.“ Mit den Absagen hingegen sei man noch nicht durch. Da Noten überall auf der Welt unterschiedlich streng vergeben werden, gibt es „Sonderfälle“, deren Bearbeitung länger dauert. Pätzold: „Normalerweise schicken wir denen einen Zwischenbescheid. Aber dazu sind wir nicht gekommen.“

Nicht nur bei der Platzvergabe hapert es. Auch Studentenausweise werden zu spät zugestellt, kritisiert Asta-Sprecher Fabian Klabunde. So ist das Semesterticket seit 1. Oktober gültig. „Trotzdem kommen Leute zu uns, die sagen, sie haben vor vier Wochen bezahlt und ihr Ticket noch nicht.“ Das Studentensekretariat ist laut Klabunde „telefonisch so gut wie nie“ und persönlich nur früh morgens von 9 bis 12 Uhr zu erreichen. Klabunde: „Wenn jemand nicht in der Stadt ist, hat er keine Chance zu fragen, warum seine Unterlagen fehlen.“

Der Asta will im Gespräch mit der Uni-Verwaltung nach Lösungen suchen. Für Uni-Verwaltungsleiter Hartmut Halfmeier ist das halbjährliche Chaos jedoch kaum zu umgehen. Das „Rückmeldungsgeschäft“ spitze sich auf wenige Tage zu, sagt Halfmeier, „da können wir nicht extra Personal einstellen“. Wer sein HVV-Ticket noch nicht habe, müsse halt „für die wenigen Tage Fahrscheine lösen“. kaj

*Name geändert