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Las Vegas an Elbe und Alster

Tourismus, Fun und Entertainment: Handelskammer wünscht Hamburgs Positionierung als Event City am Wasser  ■ Von Sven-Michael Veit

Mit einem „Willkommenslogo“ an Hafen und Airport, Hauptbahnhof und Autobahnen fängt er an, „Glamour-Shows à la Las Vegas oder Moulin Rouge“ folgen, und zwei Urban Entertainment Centers auf St. Pauli stehen ebenfalls auf dem Wunschzettel zum Event, den die Handelskammer in ihrer Hoffnung auf eine vorweihnachtliche Bescherung gestern aufstellte. 54 Seiten ist er lang, heißt offiziell „Standpunktepapier Tourismusstandort Hamburg“ und entwirft die Zukunft einer Fun- und Entertainment-City an Elbe und Alster.

Die „maritime Neupositionierung“ solle erfolgen unter „der Dachmarke 'Erlebnis am Wasser'“, heißt es in dem Papier, das bezeichnenderweise erarbeitet wurde vom „Geschäftsbereich Infrastruktur“ der Handelskammer. „Wir haben ein dickes Paket geschnürt“, resümmierte zufrieden Geschäftsbereichsleiter Günter Dorigoni, „dies gilt es jetzt gemeinsam mit allen Beteiligten umzusetzen.“ Die Kern-Projekte, die es zu verwirklichen gelte, sind ein jährliches „wirkliches Mega-Event“, eine „Triennale Hamburg Maritim“, auf der „Künstler das Wasser zur Darstellung nutzen, beispielsweise als Auftakt 'Aqua Canale' auf den Fleeten“ sowie eine Insel auf der Binnenalster für Events.

Es sind vor allem die Übernachtungszahlen im Hamburger Hotelgewerbe, welche die Kammer umtreiben. Seit 1992 nahmen diese lediglich „um rund 500.000 auf 4,5 Millionen“ zu. Da aber zugleich die Zahl der Hotelbetten um 25 Prozent stieg, sank deren Auslastung von 42 auf 35 Prozent. Woraus jedoch nicht zu folgern sei, dass es in Hamburg zu viele Hotels gebe.

Weitere Herbergen für deutlich mehr BesucherInnen seien vonnöten, um das eigentliche Ziel zu erreichen: die Verdoppelung des Touristenstromes in Hamburg bis zum Jahr 2010. Und weil die meisten BesucherInnen eben mit dem Auto kämen, müssten die Ringe 2 und 3 ausgebaut sowie die Hansestadt endlich mit einem Autobahnring umschlossen werden. Nur so könne, glauben die Autoren des Papiers, Hamburg zu den beiden Metropolen des deutschen Städtetourismus, Berlin und München, wieder aufschließen.

Dazu bedürfe es aber noch weiterer Attraktionen. Angenehm wären der Bau des größten Meeresaquariums Europas, „gerne in Hagenbecks Tierpark“, internationale Segelregatten auf der Unterelbe sowie zur Verbesserung der öffentlichen Sauberkeit und Hygiene vor allem auf St. Pauli Patenschaften für Straßen, Müllcontainerplätze und öffentliche Toiletten. Flankiert werden solle das alles von einer knalligen Werbekampagne und der Einstellung eines professionellen Event-Managers.

Wirtschaftsbehörde und Tourismuszentrale (TZH) begrüßen die Initiative der Handelskammer: Als „konstruktive Vorschläge“ wertet Bernd Meyer, Sprecher von Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) das Standpunktepapier. Auch TZH-Geschäftsführer Dietrich von Albedyll betrachtet den Vorstoß mit ausgesprägtem Wohlwollen: „Wir sind dabei.“

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