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STN Atlas kündigt Rüstungsgewinne an

■ Neue Waffenaufträge für das Bremer Hightech-Unternehmen nach dem Jahr der Krise: Drohnen und U-Boot-Systeme / Rüstungs-Konversion ist im Betrieb kein Thema mehr

Im Frühjahr hatten die Analisten die Rheinmetall-Aktie im Aufwind gesehen, nun ist sie auf elf Euro abgestürzt – vor einem Jahr stand sie noch bei 16 Euro. Das setzt auch die Rheinmetall-Tochter STN Atlas unter Druck. Keine roten Zahlen, sondern gute Nachrichten aus Bremen wollen die Konzern-Herren in Düsseldorf sehen. Die gibt es nun: Ein neuer Rüstungsauftrag des Verteidigungsministeriums gibt Anlass zur Hoffnung.

Als die STN mit Betriebsstätten in Bremen und Wedel bei Hamburg im vergangenen Jahr mit 90 Millionen Mark in die roten Zahlen rutschte, waren Arbeitsplätze abgebaut und die Beschäftigten auf 25 Stunden Arbeit „umsonst“ verpflichtet worden.

Wie der Pressesprecher des Mutterkonzerns Rheinmetall, Klaus Germann, auf Anfrage der taz mitteilte, hat STN „im Verlauf dieses Jahres den Turnaround geschafft.“ Für das Geschäftsjahr 2.000 erwartet das Unternehmen einen „Gewinn im oberen einstelligen Millionenbereich“.

Die Kehrtwende bei der Bremer Firma, die wesentlich zu den Rüs-tungsumsätzen der Düsseldorfer Rheinmetall AG beiträgt, führt Germann nicht nur auf die erfolgreiche Umsetzung von Rationalisierungsmaßnahmen, sondern auch auf die lukrativen Aufträge zurück. Das Unternehmen darf zwei neue Kampf- und Aufklärungsdrohnen der Typen „Taifun“ und „Brevel“ für die Luftwaffe bauen. In der Bilanz wird dies aber erst später zu Buche schlagen.

Für die sprudelnden Einnahmen in diesem Jahr sorgt nach Angaben des Unternehmens vor allem die sehr gute Auslastung in den Bereichen Flugabwehr- sowie U-Boot-Systeme.

Nach dem Konkurs des Vulkan-Konzerns, zu dem STN Atlas gehörte, hatte Rheinmetall das Werk gekauft und konsequent alle Projekte, die sich um die Entwicklung ziviler Güter bemühten, abgebaut. „Mit Rheinmetall wäre über zivile Produkte nur zu reden gewesen, wenn eine deutliche Gewinnmarge garantiert werden konnte“, sagt die IG-Metall-Sekretärin Inge Lies-Bohlmann. Und das war bei kaum einem der „Konversionsprojekte“ der Fall. In den 90er Jahren hatte STN mehrfach Subventionen aus dem Bremer Rüstungskonversions-Topf bekommen, mit denen Entwicklungen im Bereich des „Dual Use“ gefördert werden sollten. Aber auch „Dual Use“, also Technologien, die gleichzeitig militärisch und zivil verkauft werden können, spielt heute in dem Bremer Hightech-Unternehmen keine Rolle mehr. Der Bremer STN-Betrieb wurde im Rheinmetall-Konzern dem „Detec“-Bereich zugeordnet, zu Neudeutsch: „Defence Technologie“. die Projekte, die sich mit Torpedos beschäftigen (und in Wedekl sitzen), wurden dem Bremer Werk zugeordnet, die „zivilen“ Entwicklungsprojekte in Bremen (Radar-Entwicklung) kamen organisatorisch „nach Hamburg“. An den zwei Hauptstandorten von STN Atlas Elektronik in Bremen und Wedel bei Hamburg arbeiten etwa 3.000 Mitarbeiter.

Der Anteil ziviler Aufträge in Bremen liegt nach Schätzungen von Mitarbeitern derzeit unter fünf Prozent. „Über Konversion wird inzwischen nicht mehr geredet“, bestätigten Arbeitnehmer gegenüber der taz. Teile des Betriebsrates bei STN in Bremen sind von der Firmenpolitik der Rheinmetall-Spitze deshalb schwer enttäuscht.

Bei der Präsentation seiner Halbjahresbilanz Ende September hatte Rheinmetall angekündigt, den Konzern in Zukunft noch stärker auf die Kernarbeitsgebiete – darunter die Rüstungssparte und speziell die Elektronik für gepanzerte Landfahrzeuge – zu konzentrieren. Nach den Plänen der Düsseldorfer Zentrale kann die Abhängigkeit von Rüstungsaufträgen auch am Standort Bremen daher nur noch weiter zunehmen.

Michael Hollmann/K.W.

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