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Studie mit Tiefgang

■ Naturschützer stellen wirtschaftlichen Nutzen des neuen Containerhafens in Frage

Während die offiziellen Gutachten über einen neuen Tiefwasserhafen an der Nordseeküste auf sich warten lassen, hat die Aktionskonferenz Nordsee eine Studie vorgelegt, die belegen soll, dass ein solcher nicht gebraucht wird. Wegen des überproportionalen Anstiegs der Kapitalkosten werde sich das Größenwachstum der Schiffe in Zukunft verlangsamen, argumentieren die Umweltschützer. Die Regierungen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg stellten unterdessen klar, dass über den Hafen und seinen Standort nicht vor Ende Oktober entschieden werde.

Ein Gutachten der Münchner Unternehmensberatung Roland Berger soll die Vor- und Nachteile der Standorte Wilhelmshaven und Cuxhaven aufzeigen und damit die Entscheidung vorbereiten helfen. Berger dementierte gestern Berichte, nach denen sich die Gutachter bereits auf Wilhelmshaven festgelegt haben. Zusätzlich ist ein zweites Gutachten in Arbeit. Es soll ermitteln, ob es überhaupt einen Bedarf für einen dritten großen Containerhafen an der Nordseeküste gibt.

Die Aktionskonferenz Nordsee hält den Bau eines Tiefwasser-Hafens für eine „riskante Investition“, weil es sich für die Reeder nicht lohne, wesentliche größere Schiffe als heute einzusetzen. „Die derzeitige Wirtschaftlichkeitsgrenze liegt bei 10.000 TEU (Standardcontainern)“, lautet ein Ergebnis ihrer Studie. Durch schnelleres Be- und Entladen der großen Schiffe und dadurch schrumpfende Liegezeiten ließen sich die Schiffsbetriebskos-ten nur noch geringfügig verringern. Überdies sei es möglich, dass die Riesenschiffe durch Schubverbände abgelöst würden, die noch wirtschaftlicher arbeiteten.

Der Autor der Studie bezweifelt auch, dass die Containerschiffe ihre maximal möglichen Tiefgänge ausschöpfen. Selbst wenn sie die Höchstzahl an Containern aufgenommen hätten, würden sie aufgrund des geringen durchschnittlichen Ladungsgewichts der Container nicht den vollen Tiefgang erreichen. Schließlich würden die Reeder stets eine Reserve an Container-Plätzen auf ihren Schiffen vorhalten – einerseits, um flexibel auf eine ad-hoc-Nachfrage reagieren zu können, andererseits, weil sie wegen der engen Fahrpläne nicht auf die Komplettierung ihrer Ladung warten könnten. knö

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