Geteiltes Echo auf feindliche Übernahme

Das Wochenende nach Stölzs Opern-Bekenntnis: Die Lindenoper protestiert mit einem Schrumpforchestergegen die Fusionspläne, während sich der künftige Chef der Deutschen Oper schon als Generalintendant empfiehlt

Wütender Protest an der Lindenoper, verhaltener Optimismus in Charlottenburg: Nach den Reaktionen vom Wochenende entpuppt sich die geplante Opernfusion, die Kultursenator Christoph Stölzl (parteilos) am Freitag vorgestellt hatte, immer deutlicher als feindliche Übernahme der Staatsoper (Ost) durch die Deutsche Oper (West).

Der designierte Intendant der Deutschen Oper, Udo Zimmermann, bekundete prompt seine Bereitschaft, statt nur eines einzigen Hauses gleich die „Gesamtverantwortung“ für die Berliner Opernlandschaft zu übernehmen. „Ich würde es wagen, weil ich dann die Chance sehe, noch mehr für Berlin als Musikstadt zu leisten“, sagte Zimmermann, der kommenden Sommer aus Leipzig nach Berlin wechseln wird und als Favorit für eine künftige Generalintendanz gilt.

Auch der Posten des Geschäftsführers, der in der fusionierten Oper mehr Macht haben soll als bisher, bleibt in Charlottenburger Händen: Hier deuten alle Zeichen auf André Schmitz, der den Job bereits an der Deutschen Oper innehat. Nichts anderes gilt für die Dirigenten. Zimmermann signalisierte seine Bereitschaft, nun doch mit dem Charlottenburger Musikchef Christian Thielemann zusammenzuarbeiten, der das Haus eigentlich verlassen wollte. Als Nachfolger war bereits Fabio Luisi engagiert, doch der Italiener könnte nach dem Abgang Daniel Barenboims das geschrumpfte Orchester der Staatsoper übernehmen.

Deren Musiker zeigten sich von Stölzls Plänen naturgemäß weniger begeistert – und suchten am Wochenende mit Protestaktionen das Publikum zu agitieren. So wurde am Freitagabend die Ouvertüre zur Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ nur von neun Instrumentalisten gespielt. Intendant Georg Quander sprach von einem „Ausverkauf der Staatsoper“ und dem Ausbrechen der „alten West-Ost-Konfrontation“.

Eine Protestnote erreichte den Kultursenator auch aus Zürich, wo die Opernchefs des deutschsprachigen Raums ihre Herbsttagung abhielten. Die Intendanten bekundeten ihre „größte Sorge über den Bestand und die Entwicklung der Oper nicht nur in Berlin“, wenn die Vorschläge aus dem Stölzl-Papier Wirklichkeit werden sollten. RAB, DPA