: Europa schafft den Winter ab
Erwärmung wird absehbar: Die EU wird ihre Klimaschutzziele nicht einhalten, verrät eine Studie des WWF. Allein Deutsche und Briten auf gutem Weg
BERLIN taz ■ Die Europäische Union, selbst ernannter Vorreiter im Klimaschutz, wird ihr Klimaziel nicht erreichen. Das geht aus einer Studie hervor, die der Umweltverband WWF beim niederländischen Ecofys-Institut und beim deutschen Fraunhofer-Institut für Systemtechnik in Auftrag gegeben hatte. Die Studie liegt der taz vor, der WWF wird sie heute in Brüssel vorstellen. Demnach können nur Deutschland und Großbritannien mit den beschlossenen Maßnahmen ihre Klimaziele erreichen.
Die beiden Länder wurden mit vier weiteren EU-Staaten verglichen, nämlich Frankreich, Niederlande, Spanien und Schweden. Alle zusammen stoßen zwei Drittel der Treibhausgase aus, die für die weltweite Erwärmung des Klimas verantwortlich sind. Am schlechtesten schneiden Frankreich und Holland ab, die beide ihre versprochenen Emissionen im Jahr 2010 um bis zu 20 Prozent überschreiten könnten. Spanien, das gemäß der EU-internen Vereinbarung zum Kyoto-Protokoll seinen Ausstoß sogar um 15 Prozent steigern darf, wird vermutlich deutlich mehr ausstoßen. Auch Deutsche und Briten seien angesichts ihrer Sparmöglichkeiten nur „Einäugige unter den Blinden“, urteilt der WWF.
In der Berechnung der Institute ist Umweltminister Jürgen Trittins Klimaschutzprogramm, das morgen vom Kabinett nur noch abgenickt werden muss, bereits weitgehend berücksichtigt. Als letzter Punkt des Programms wurden gestern die Nachverhandlungen mit der Industrie abgeschlossen. Die Industrie stimmte einer Verschärfung ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung zu. Statt – wie mit der Regierung Kohl vereinbart – den Ausstoß nur um 20 Prozent zu senken, willigte sie ein, bis 2005 rund 28 Prozent weniger Kohlendioxid pro produzierte Tonne Güter in die Luft zu blasen.
Oliver Rapf vom WWF kritisierte die Einigung gegenüber der taz als nicht ausreichend. Er bemängelte fehlende Sanktionsmittel und forderte, dass die Industrie „auch für den Energieverbrauch ihrer Produkte in die Pflicht genommen“ wird.
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