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Schweden im Kaufrausch

■ Vattenfall übernimmt die Mehrheit bei den HEW. Senat wird Restanteil veräußern

Der schwedische Energiemulti Vattenfall hat sein Ziel fast erreicht, Mehrheitseigentümer der Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) zu werden. Verhandlungen mit der ebenfalls schwedischen Sydkraft und dem zweitgrößten deutschen Energiekonzern Eon über den Erwerb von zusammen 37,2 Prozent der HEW-Anteile stünden kurz vor dem Abschluss, so Martin May, Sprecher von Vattenfall Deutschland. Er geht davon aus, dass der Kaufvertrag „in Kürze unterzeichnet“ werde.

Der Stockholmer Staatskonzern würde danach mit 62,3 Prozent Mehrheitseigner der HEW. Vor einem Jahr hatte Vattenfall dem Hamburger Senat bereits 25,1 Prozent HEW-Aktien für 1,7 Milliarden Mark abgekauft und war eine Option für eine zweiten Tranche in selber Höhe und zum selben Preis eingegangen. Diese ist befristet bis Ende 2002; danach würde Vattenfall zwar weiterhin ein Vorkaufsrecht haben, der Kaufpreis wäre aber Verhandlungssache.

Offiziell steht die Veräußerung des zweiten Hamburger Anteils nicht zur Debatte. Allerdings ist davon auszugehen, dass der rot-grüne Senat – sollte es einen solchen nach der Bürgerschaftswahl im September nächsten Jahres wieder geben – auch diese Tranche an die Schweden verkaufen wird. Auf den Erlös in Höhe von fast zehn Prozent eines hansestädtischen Jahreshaushalts wird die finanziell klamme Stadt kaum verzichten können.

Erklärtes Ziel von Vattenfall ist es, ein Energiemulti von europäischem Rang zu werden. Dafür wollen sich die Schweden die von der Brüsseler Kartellbehörde angeordnete Entflechtung in der Stromwirtschaft zunutze machen. Danach müssen die deutschen Marktführer Eon und RWE diverse Beteiligungen abstoßen, und Vattenfall kauft alles.

Die Eon-Anteile an HEW gehören zum strategischen Vorgehen ebenso wie die Absicht, von RWE und Eon die Mehrheit beim ostdeutschen Veag-Konzern zu übernehmen und die Berliner Bewag zu schlucken. Sollte all das gelingen, wären die Schweden die Nummer 3 in Deutschland und die vierte Kraft in Europa. Und die HEW sind das Sprungbrett. Sven-Michael Veit

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