: Neue Straßen für den Bremer Osten
■ Im Bremer Osten staut sich der Verkehr zu oft, finden Politiker / Ein großangelegtes Konzept soll Entlastung schaffen / BUND: „Insgesamt schwer straßenbaulastig“
„Verbesserung der Verkehrsverhältnisse am Bremer Kreuz“ – unter diesem Titel wird heute ein 60-Seiten-Konvolut der Baudeputation zur Kenntnisnahme vorgelegt. Eine Vielzahl neuer und erweiterter Straßenzüge im Bremer Osten ist geplant. Sinn der Übung: das Gewerbegebiet am Kreuzungspunkt der Autobahnen A1 und A27 soll besser an die Stadt angebunden, die Staus rund um das Einkaufszentrum Weserpark sollen aufgelöst werden.
So soll die Hans-Bredow-Straße, an der der Weserpark liegt, in Richtung Hemelingen/Funksschneise fortgesetzt werden und damit die Osterholzer Heerstraße und die von dichter Wohnbebauung flankierte Hemelinger Heerstraße entlasten. CDU und SPD sind sich in dieser Frage einig. Die Verlängerung würde 18 Millionen Mark kosten. Einig sind sich die Fraktionen auch, dass der geplante „By-Pass“ der Autobahnanschlußstelle Sebaldsbrück mit 20 Millionen Mark zu teuer wäre.
Uneinigkeit herrscht dagegen in anderen wesentlichen Punkten des Konzepts. Laut Carsten Sieling, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, besteht „keine Notwendigkeit“ für den vorgeschlagenen vierspurigen Ausbau der Osterholzer Heerstraße. Dieter Focke, für die CDU in der Bürgerschaft, hält dagegen: „Das ist nunmal eine Hauptverkehrsstraße, die soll dann auch ordentlich ausgebaut werden“. Die SPD will zur heutigen Sitzung ein eigenes Papier zur Bewertung der Maßnahmen vorlegen.
Konfliktstoff liegt laut dem Verkehrsexperten des Bundes für Umwelt- und Naturschutz, Peter Müller, in der „Straßenlastigkeit“ des Konzepts. Nur noch „alibimäßig erwähnt“ werde die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 bis zum Weserpark oder der Linien 2 und 10 entlang der Osterholzer Heerstraße in einem „Katalog möglicher ÖPNV-Maßnahmen“. Der Ausbau der Heerstraße für den vierspurigen Autoverkehr sei auch deshalb „perfide“, weil dann die Straßenbahn, sollte sie denn irgendwann verlängert werden, „mal wieder der Buhmann wäre“. Wegen ihr müßten dann Häuser entlang der Heerstraße abgerissen werden.
Unterstützung erfährt seine Kritik im Osterholzer Beirat: „Dieses Konzept“, so der Sprecher der SPD-Fraktion Wolfgang Haase, „liegt im Interesse der Gewerbetreibenden und nicht im Interesse der Anwohner“. Nachbesserungen wurden vom Beirat vor kurzem angemahnt – vor allem für den öffentlichen Nahverkehr.
Ein Streit, der in der Deputation vermutlich keine Rolle spielen wird, auf Stadtteilebene aber für Unmut sorgt, betrifft die geplante durchgehende Autotrasse von der Funkschneise zur Osterholzer Heerstraße: Sie führt entlang der für gehobene Wohnbebauung vorgesehenen Osterholzer Feldmark und wird – so der Verdacht – Lastverkehr vom DaimlerChrysler-Werk zum Gewerbegebiet Funkschneise und umgekehrt aufnehmen müssen. Zudem könnte sie zur Durchgangsstraße für Auspendler Richtung Achim werden. Ist eine solche Trasse sinnvoll, wo man mit der Bebauung der Osterholzer Feldmark doch gegen das grüne, von Lärm und Schadstoffen weniger belastete Umland anstinken will?
Bei der Bauhörde, in der der Vorschlag entwickelt wurde, sieht man da kein Problem: Schutzwände sollen den Lärm mildern, sagt Olaf Joachim aus dem Bauressort. Außerdem würde das geplante Wohngebiet in der Feldmark damit erschlossen. Der „Rahmenplan Wohnen und Landschaft in der Osterholzer Feldmark“ wird der Baudeputation heute ebenfalls zur Kenntnisnahme vorgelegt. hey
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