„Eine Marke wie jede andere auch“

Mit einer Imagekampagne will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zeigen, dass er im neuen Jahrtausend nicht überflüssig ist. Katrin Subklew-Karalus, die die Kampagne bei der Düsseldorfer Agentur FGK betreut, erklärt, wie man für den Gewerkschaftsgedanken wirbt.

taz: Wofür steht die Marke DGB?

Subklew-Karalus: Für den Einsatz für die Inhalte der Gewerkschaften, für die Stimme der Arbeitnehmer und den Zusammenhalt unter den Arbeitnehmern.

Normalerweise wirbt Ihre Agentur für Rotkäppchen-Sekt, das „Phantom der Oper“, spanischen Spargel oder Carefree-Slipeinlagen. Müssen Sie das Thema Solidarität anders bewerben?

Vom Prinzip her ist es egal, ob es sich um Konsumgüter oder Dienstleistungen handelt – die Herangehensweise ist die gleiche. Wir versuchen, das Wesentliche herauszuziehen und in den Mittelpunkt zu stellen. Das lässt sich auch auf Organisationen oder Unternehmen übertragen.

Werbeagenturen haben oft eine andere Vorstellung von einer guten Kampagne als ihre Kunden. Worüber mussten Sie mit dem DGB diskutieren?

Das „Wer, wenn nicht wir“ war unumstritten. Nur bei Details in der Bildsprache oder bei Formulierungen wurde diskutiert, wie etwas vermittelt werden soll. Umstritten war zum Beispiel, ob das Motiv mit dem Hai zu stark polarisiert. Manchmal kamen vom DGB auch Motivwünsche, die zu traditionell waren.

Ziel der DGB-Kampagne ist es, den Zusammenhalt unter den Mitgliedern zu stärken. Der klassische Arbeiter im Blaumann oder die Krankenschwester tauchen in der Kampagne aber nicht auf. Glauben Sie, dass die sich in Ihren Motiven wiederfinden?

Die DGB-Mitglieder identifizieren sich heutzutage nicht mehr mit den klassischen Bildern. Die Kampagne soll vermitteln, dass sich die Gewerkschaften in Richtung Zukunft entwickeln – so wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt.

Einer der Spots schildert die Arbeitsbedingungen in einem Start-Up. Erst verteilt der Chef Pizza, dann macht er eine Mitarbeiterin zur Schnecke. Kennen Ihre Mitarbeiter das Problem?

Der Spot verdeutlicht, dass es einfach übergreifende Themen gibt. Auch wenn sich die Arbeitswelt ändert, sind die Gewerkschaften nicht überflüssig geworden.

Gibt es denn in Ihrer Agentur einen Betriebsrat?

Nein. Das ist unserer Branche nicht üblich. Jeder Mitarbeiter setzt sich für sich selbst ein. Ein Betriebsrat im klassischen Sinne ist für uns nichts.

Interview: FIETE STEGERS