Der Kochbeutel für St. Pauli

■ Am Freitag wurde Heinz Weisener als St. Pauli-Präsident verabschiedet. Sein Nachfolger brachte ein Antrittsgeschenk mit

Seit dem vergangenen Freitag Abend ist es amtlich: Heinz Weisener ist nicht mehr Präsident des FC St. Pauli. Die Mitgliederversammlung kürte im Saal 2 des CCH mit deutlicher Mehrheit Reenald Koch zum Nachfolger des Architekten. 594 der 721 Anwesenden sprachen sich für den Unternehmer aus. Als Vizepräsidenten bestimmte das oberste beschlussfassende Gremium des Vereins den bisherigen Manager Stephan Beutel und den Ju-risten Christian Pothe.

Weisener ließ in seiner Abschiedsrede noch einmal seine zehnjährige Amtszeit Revue passieren: Wie er im Februar 1990 schweren Herzens den hoch verschuldeten Verein übernahm und durch persönliches Engagement mehrmals entschuldete. Zehn Jahre lang habe sich der FC St. Pauli im Profifußball gehalten, obwohl er völlig mittellos war.

Allerdings gab er auch offen zu: „Alle Versprechen, bis auf eines, konnte ich einhalten. Leider fehlt noch das dringend notwendige Stadion.“ Jetzt wünsche er sich, dass die Stadt nicht nur den HSV, sondern auch seinen Klub unterstütze. Allein, es sei sein Fehler gewesen, die Schwierigkeiten zu unterschätzen und Zeitpunkte für den Baubeginn zu benennen. Weisener wurde vom Auditorium mit stehenden Ovationen verabschiedet.

Den größten Applaus des Abend erhielt aber die Mannschaft. Erstmals in der Geschichte des Vereins wurde die Zusammenfassung eines Spiels live zur Mitgliederversammlung übertragen. So konnten auch Trainer Dietmar Demuth und Kapitän Holger Stanislawski nach dem 3:1-Sieg beim Chemnitzer FC ihre Abschiedgrüße an den scheidenden Präsidenten übermitteln. Dem der zweite Auswärtssieg seiner Jungs in dieser Saison sichtlich wohl tat.

Gefeiert wurde auch Reenald Koch. In einer Ansprache vor der Wahl erläuterte der ehemalige Profi des Klubs seine Ziele (siehe Interview). Darüber hinaus brachte er auch noch ein Antrittsgeschenk mit: Die Marketingrechte des Vereins wurden von Heinz Weisener und seiner Marketing GmbH zurückgekauft. Um dies möglich zu machen, gründet der Verein zusammen mit der Hamburger Vermarktungsagentur upsolut eine Firma. Damit erhält der FC St. Pauli wieder über 50 Prozent der Erträge aus seinen Werbeverträgen und dem Merchandisingbereich. else