: Neue Sanierer braucht das Land
Seit 1970 hat Bremen nahezu zehn Prozent seiner Einwohner verloren. Doch was passiert? Die Politiker lügen sich die Taschen voll. Im Zuge des Sanierungsprogramms wird sogar mit einer Erhöhung der Einwohnerzahl gerechnet. Geschieht dies nicht, wird abgewiegelt. Die Prognosen werden in drei Jahren greifen, heißt es dann im Politdeutsch. Hoffen wir also, dass das Bremer Musical seinen Standort am Richtweg bald auf 2.000 Plätze aufstockt.
In Wirklichkeit hat Bremen das gleiche Problem an den Hacken, wie Arbeitsminister Walter Riester – weder die Renten noch die Einwohner sind sicher. Für Bremen bedeutet die stetige Überalterung der Bevölkerung auf Dauer weiter schwindende Einwohnerzahlen, weil gerade junge Familien mit gehobenem Einkommen ins Umland ziehen, die vergleichsweise steuerschwachen Rentner bleiben.
Bei den Renten ist längst bekannt, wie das Problem aufzufangen ist: mit einer vernünftigen Einwanderungspolitik. Eine solche würde sich auch positiv auf Bremens Finanzproblem auswirken. Dafür müssten aber die überalteten und wertekonservativen Polit-Leithengste Bremens – Henning Scherf und Bernd Neumann – endlich abtreten, um Platz zu machen, für Nachfolger mit guten Kontakten nach Berlin, die keine Angst vor angeblicher Überfremdung haben. Fazit: Den besten Bürgermeister und Sanierer müsste derzeit die Opposition stellen, auch wenn man der immer am wenigsten Finanzwissen attestiert. Jens Tittmann
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