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Ein besonderer Psychopath

Der ehemalige Securitate-Spitzel Vadim Tudor ist Chef der militanten Neofaschisten in Rumänien

Corneliu Vadim Tudor redet nicht, er schreit. Hat er einmal begonnen zu schreien, ist er kaum mehr aufzuhalten. Seine Augen blicken krankhaft und hasserfüllt. In den seltenen Augenblicken, in denen er über längere Zeit schweigt, knirscht er zwanghaft mit den Zähnen.

Seine Auftritte sind hysterisch und schauerlich. Immer geht es um die zahllosen Feinde der rumänischen Nation. Aus seinem Mund ergießt sich gemeinhin eine Flut verbaler Aggressionen. In Pausen, in denen er Luft holt, geht ein Ruck durch ihn, als wolle er in Führerpose stramm stehen.

Corneliu Vadim Tudor, 50, war einst Securitate-Spitzel und einer der Hofdichter des hingerichteten Diktators Ceaușescu. Nach 1990 wurde er Chef der faschistischen Großrumänien-Partei (PRM) – Sammelbecken für Ultranationalisten und Ex-Securitate-Offiziere – und erlebt seitdem einen langwierigen, aber konstanten Aufstieg.

Hoffähig gemacht haben ihn mit Ausnahme von Ungarn und Juden in Rumänien Politiker aller, auch demokratischer, Parteien. Sie fürchten, zu „Verrätern der rumänischen Nation“ abgestempelt zu werden, wenn sie konsequent gegen Tudor und seine Partei vorgehen. Unter dem ehemaligen – und nach den Wahlen vom November voraussichtlich neuen – neokommunistischen Staatspräsidenten Ion Iliescu brachten Tudor und seine Großrumänien-Partei es bis zu einer Regierungskoalition.

Dabei fordert Tudor offen die Abschaffung der Demokratie und die Einführung einer Militärdiktatur – neben Zielen wie der Einrichtung von Ghettos für Roma, der Einkerkerung von Juden und Politikern der ungarischen Minderheit und Abschaffung der Eigentumsgarantie.

Sind diese Absichten mit denen anderer Rechtsextremisten, Ultranationalisten oder Neofaschisten vergleichbar, so liegt Tudors besondere Qualität in der als Psychopath. Sein Gedankengut illustriert er gewöhnlich mit sadistischen und obszönen Fantasien. Genüsslich beschreibt er die Todesarten, die er für Feinde der rumänischen Nation vorgesehen hat, fordert Hinrichtungen in Fußballstadien und „beschuldigt“ Andersdenkende wahlweise als Schwarzmarkthändler, Juden, Zigeuner, Mongoloide, lebensunwerte Kreaturen, Homosexuelle, Perverse oder Pädophile.

Großmäulig verkündet er, dass ihm jede Verleumdungsklage ein weiteres Prozent Wählerstimmen einbringen werde. Gerichtstermine verschleppt er jedoch kleinlaut: Er solle ermordet werden, klagt er. Seine Ärzte attestieren ihm jedes Mal Verhandlungsunfähigkeit wegen schwerer körperlicher Gebrechen.

KENO VERSECK

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