UMTS-Auktion schnell vorbei

Anbieter Blu steigt wegen interner Streitigkeiten aus der Versteigerung in Italien aus. Nun gibt es so viele Bewerber wie Mobilfunk-Lizenzen. Lange Gesichter in der Regierung

ROM taz ■ Ein überraschend schnelles Ende nahm gestern die Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Italien. Erst am Freitag hatten die sechs Konsortien, die um die fünf Lizenzen für die Handy-Zukunftstechnologie konkurrieren, ihre ersten Gebote abgegeben. Neben den drei großen Mobilfunk-Betreibern TIM ( eine Tochter der Telecom-Italia), Omnitel (Gruppe Vodafone) und Wind waren Andala (kontrolliert von Whampoa-Hutchison und Tiscali), IPSE (hinter der die spanische Telefónica und Sonera stehen) sowie die Gruppe Blu angetreten. Doch schon nach einem Tag beantragte Blu eine Unterbrechung der Versteigerung. Gestern zog sich das Konsortium aus dem Bieter-Wettlauf zurück.

„Die Zukunft, die es noch nicht gab“ – mit diesem Slogan geht Blu in Italien auf Kundenfang. Nun scheint es, als habe Blu seine Zukunft schon hinter sich: Das Verhältnis zwischen den Hauptaktionären ist völlig zerrüttet. Auf der einen Seite steht British Telecom (BT) mit 20 Prozent, auf der anderen Seite die Benetton-Holding, die direkt neun Prozent und indirekt weitere 32 Prozent hält. Auf Benetton wäre mithin die finanzielle Hauptlast des UMTS-Engagements gefallen. Die italienische Textilgruppe drängte BT deshalb seit Monaten zu einer kräftigen Verstärkung des Engagements bei Blu. Dazu war BT aber nicht bereit. Die mit hohen Schulden und sinkenden Aktienkursen kämpfenden Briten spekulierten offenkundig auf den Nutzen einer Präsenz in Italien, ohne die finanziellen Lasten tragen zu wollen. Als die Partner sich auch am Wochenende nicht einigen konnten, zog Benetton die Notbremse.

Freuen können sich die fünf anderen Bieter, deren Börsenkurse sofort in die Höhe schossen. Sie dürfen hoffen, nun zu Preisen zwischen umgerechnet 4,7 und 4,8 Milliarden Mark – so viel hatten sie am Freitag geboten – an die Lizenzen zu kommen. Deshalb kamen sofort Spekulationen auf, Blu habe geheime Deals geschlossen und sei nur zum Schein ins Geschäft eingestiegen, um den anderen die Lizenzen zum Sparpreis zuzuschustern. Der Staat muss sich nach gegenwärtigem Stand mit Einnahmen von umgerechnet 23 statt der erwarteten 30 bis 50 Milliarden Mark bescheiden. Noch am gestrigen Nachmittag trat ein Ministerausschuss zusammen, um die Möglichkeit auszuloten, die Versteigerungsposse für ungültig zu erklären. In diesem Falle allerdings stünden der Regierung jahrelange Verwaltungsgerichtsverfahren bevor. MICHAEL BRAUN