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BSE bei Kuh Nummer 594

Rinderwahnsinn auf französischem Schlachthof beschäftigt Staatsanwälte: Händler verhaftet

aus Paris DOROTHEA HAHN

Wegen Rinderwahnsinn hinter Gittern: Zwei Viehhändler aus der Normandie – Vater und Sohn – sind am Wochenende verhaftet worden. Sie sollen versucht haben, eine BSE-kranke Kuh zu verkaufen. Während die beiden verhört wurden, zog Frankreichs größte Einzelhandelskette Carrefour in aller Eile hunderte Kilogramm Rindfleisch zurück – darunter Steaks und Hack, das von derselben Herde stammte wie die BSE-kranke Kuh.

Dass die Sache aufflog, ist dem strengen Blick eines Veterinärs auf dem Schlachthof von Villers-Bocage im Calvados zu verdanken. Er bemerkte ein verdächtiges Zittern bei einer der Kühe, die am 10. Oktober angeliefert wurden. Drei Tage später ergab der Prionics-Test: Kuh Nummer 594 war „positiv“.

Wann immer ein Labor in den vergangenen Jahren in Frankreich dieses fatale Ergebnis diagnostizierte, war umgehend die komplette Herde notgeschlachtet worden. Doch bei Kuh Nummer 594 war das nicht möglich. Der größte Teil ihrer Herde – darunter ihre Zwillingsschwester – war bereits am 4. Oktober zerlegt worden. Von den dabei erwirtschafteten drei Tonnen Fleisch kam eine Tonne bereits am 7. Oktober in den Handel.

In den sieben Tagen zwischen dem Labortest und der Rückzugsaktion der Supermärkte wurden rund 500 Kilogramm des Rindfleischs verkauft. Allerdings handelte es sich dabei ausschließlich um Rindermuskelfleisch, bei dessen Genuss die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht auf den Menschen übertragen werden kann.

Nun will die Justiz herausfinden, ob der Viehhändler und sein Sohn von der Erkrankung der Kuh wussten. Das dürfte kompliziert werden, da sowohl die beiden Inhaftierten als auch die Vorbesitzer bestreiten, irgendwelche verdächtigen Zeichen gesehen zu haben. Großhändler kaufen und verkaufen jährlich zigtausend Stück Vieh und behalten die Tiere oft nur wenige Stunden.

Bei der internationalen Nahrungsmittelmesse in Paris (SIAL), die am Sonntag eröffnet wurde, schlug die Nachricht von dem möglichen Betrug wie eine Bombe ein. Sowohl die großen Viehhändler als auch die kleinen Landwirte riefen nach „systematischen BSE-Kontrollen sämtlichen Schlachtviehs“, um die Nahrungsmittelsicherheit der Verbraucher zu verbessern. Der Chef der kleinen Bauerngewerkschaft Confédération Paysanne, José Bové, schlug vor, künftig nicht mehr komplette Herden notzuschlachten. Das, so Bové, sorge nicht etwa für mehr Sicherheit, sondern führe dazu, dass Viehzüchter versucht seien, kranke Tiere illegal aus dem Verkehr zu ziehen. Der sozialistische Landwirtschaftsminister Glavany hingegen warnte vor der „falschen Sicherheit“ der Tests. Bislang, so Glavany, könne die Krankheit lediglich im Spätstadium, nicht aber am Anfang der fünfjährigen Inkubationszeit bei Kühen nachgewiesen werden.

Der Rinderwahnsinn hatte bis Ende des vergangenen Jahres insgesamt 79 Kühe in Frankreich befallen, seit Anfang diesen Jahres aber rasant zugenommen. Bis zu diesem Wochenende wurden 72 neue Fälle in Frankreich gezählt – darunter erstmals einer bei einem Bauern in den Vogesen. Die Experten vermuten aber, dass hinter diesem statistischen Anstieg lediglich eine höhere Aufklärungsquote steckt.

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