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Torpedierte Spanier

Ein beschädigtes britisches Atom-U-Boot im Hafen on Gibraltar beunruhigt die spanische Nachbarschaft

MADRID taz ■ Spaniens Regierungschef José María Aznar will seinem heutigen britischen Besucher Tony Blair die Leviten lesen. Der Premier aus London soll veranlassen, dass das Atom-U-Boot „Tireless“ der Royal Navy, das seit Mai mit einem Schaden am Kühlsystem des Reaktors im Hafen von Gibraltar liegt, nach Großbritannien geschleppt wird.

Denn Spanien fühlt sich hintergangen. „Unzureichende Information“ wirft Außenminister Josep Piqué den Briten in einem Brief vor, der kurz vor Blairs Spanienbesuches nach London ging. War zu Anfang nur von einem kleinen Riss in einem Rohr die Rede, so stellte sich jetzt heraus, dass der gesamte Primärkreislauf des Kühlsystems beschädigt ist. Statt sechs Monate wird die Reparatur mindestens ein Jahr dauern. Angesichts der Schäden an der „Tireless“ hat die britische Marine Anfang der Woche alle zwölf baugleichen Atom-U-Boote in die Docks bestellt. Monate, wenn nicht gar Jahre, sollen für die Reparaturen nötig sein.

Diese Nachricht nennt Piqué „äußerst besorgniserregend“. Spaniens Regierung will deshalb verhindern, dass die „Tireless“ im Hafen der an der spanischen Südküste gelegenen britischen Kronkolonie Gibraltar repariert wird. Großbritannies Regierung hatte bisher immer argumentiert, es sei gefährlicher das Boot abzuschleppen, als es in Gibraltar zu reparieren.

Die Umweltschutzorganisation „Ecologistas en Acción“ nennt diese Haltung Londons „verantwortungslos“. Sie bemängelt, dass weder der Hafen von Gibraltar noch die benachbarte Bevölkerung auf einen Ernstfall vorbereitet seien. In ihren drei Atomhäfen auf den britischen Inseln geht die Navy im Falle eines Unfalls bei Reparaturen von einer Evakuierungszone von 100 Kilometer aus. Im Gibraltar würde dies zwei Millionen Menschen in drei Ländern betreffen: die britische Kolonie selbst, Spanien und Marokko.

Die Bürgermeister der an Gibraltar grenzenden spanischen Gemeinden wollen beim Blair-Besuch demonstrieren. Noch ist nicht klar, ob sie mit ihren Bürgern vor die britische Botschaft in Madrid ziehen oder gleich vor den Regierungspalast La Moncloa, wo sich Aznar und Blair treffen werden. REINER WANDLER

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