Bremerhaven: der permanente Hunger ...

■ Welches Bild haben Bundesbürger von Bremerhaven? Armut, Dreck, Krankheiten? Hat das Marketing der Stadt etwa versagt?

Was fällt Ihnen denn so zu Bremerhaven ein? Na was wohl? Hafen, Fische, Arbeitslosigkeit oder sowas, wird man wohl gemeinhin denken. Aber Bundesbürger ticken anders. Sie dachten an: „Armut, den permanenten Hunger da“. Einer zweiten Frau fiel dann sofort der „ganze Schmutz und die Krankheiten“ ein. Das ergab zumindest eine Spontan-Umfrage von Buten und Binnen zum Bremerhaven-Tag auf der Expo. Bei solch niederschmetternden Antworten scheint es fast, als hätte das Stadtmarketing Bremerhavens versagt und zwar auf ganzer Linie.

Henning Goes jedenfalls staunt. Der Geschäftsführer für den Bereich Tourismusförderung, Marketing und Werbung hat schon gehört, dass da „unschöne Sachen“ gesagt wurden. Aber „permanenter Hunger“ und „Krankheiten“? Es rappelt im Karton. Das könne überhaupt nicht sein, knurrt Goes. „Wir sind doch nicht Biafra hier.“

Natürlich sei klar, dass es in Bremerhaven soziale Nöte gebe, und natürlich sei die Stadt manchmal auch nicht ganz so gepflegt und sauber, wie man es sich wünschen würde. „Aber hungern muss hier keiner!“, zischt Goes. Er kann sich inzwischen vieles vorstellen an Vorurteilen gegenüber Bremerhaven und schlägt zurück gegen die Niedertracht aus dem Rest der Republik. Zum Beispiel gegen „die unreifen Kenntnisse über Bremerhaven in Niederbayern“. Die denken vielleicht „da oben in Ostfriesland gibt es viel Wasser und Sturm aber nichts zu beißen“. Dabei gebe es ja auch in Niederbayern Gegenden, „die arm dran sind – ärmer dran als in Norddeutschland“. So!

Um „das völlig wirre Bild von Bremerhaven“ zu widerlegen, wird geblättert. Gerade zur Sail hatte die Stadt noch ein Gutachten in Auftrag gegeben, meint Goes, um so die eigene Wertigkeit jenseits Bremens zu ermittlen. Und? 93 Prozent der Befragten würden wiederkommen. Mit dem Hunger und so, das könne also schon mal überhaupt nicht sein. Weil, wer würde da wiederkommen wollen, wenn man dort Hunger leiden würde? Und außerdem liegen die Tourismuszahlen noch satt im Plus. Und dann erntet die Stadt jedes Jahr Briefe und Karten der Ex-Touristen voll mit Dankeslob an die schöne Stadt. „Ach was“, schimpft Goes, nicht mal vereinzelt hätte es Kritik gegeben. Schon gar keinen „Hunger“.

Goes weiß inzwischen wie der Hase lief bei der seltsamen Umfrage und er wittert Manipulation: „Ich war ja selbst mal Journalist. Und um ein gewisses Ergebnis zu bekommen, frage ich einfach nach einem Land in Afrika.“ Das sei eine reine Kabarett-Nummer. Sonst nichts. Recht hat er vermutlich .

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