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Exminister Blüm verteidigt fairen Handel

Der ehemalige Arbeitsminister besichtigte in Ghana Projekte, die mit Transfair-Geldern finanziert werden. Vorwürfe des ZDF-Magazins „Frontal“ gegen Transfair hält Blüm für falsch: „Es wird gute Arbeit für die Menschen geleistet“

KUMASI (GHANA) taz ■ Nach Verlassen der Hauptstraße führt der Weg über holpriges Schlammgelände. Der Allrad-Jeep kämpft sich durch Wasserlöcher – bis nach drei Stunden Ntesere erreicht ist, ein 230-Einwohner-Dorf mitten im Dschungel Ghanas. Aus einer kleinen Hütte dringt ohrenbetäubender Lärm. Hier sitzen Frauen an einer motorgetriebenen Mühle und zermalmen Palmkerne zu Öl. Das mischen sie mit den Schalen der Kakaofrucht, die hier überall wächst, und sieden Seife daraus.

„Crackra“, sagt Mata Kyeiweeh, die Führerin der Frauengruppe, und meint damit in der Stammessprache Twi die Mühle, „Crackra hat uns sehr geholfen. Jetzt können wir auch in den Monaten zwischen den Kakaoernten Geld verdienen, indem wir die Seife auf den Märkten ringsum verkaufen.“ Von dem Geld, das Mata mit dem Seifenverkauf erzielt, kann sie nun endlich ihre Arztrechnungen und das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen.

Finanziert wurde die Seifenküche und die Mühle von Kuapa Kokoo. Das ist die Genossenschaft der Kakaobauern, der alle im Dorf angehören. 35.000 Mitglieder aus 460 Dörfern hat die Genossenschaft insgesamt. Sie liefert Kakao an Handelsgesellschaften wie Transfair, die Kleinbauern in Afrika, Asien und Lateinamerika für ihre Produkte einen deutlich höheren als den Weltmarktpreis bezahlen.

Bei Kuapa Kokoo fließt der Mehrpreis aus dem fairen Handel in einen Fonds, aus dem Sozialprojekte bezahlt werden. Über diese wird in der Bauernvereinigung abgestimmt. So entstanden Grundschulen, Toiletten und Brunnen. Transfair Präsident Hammelehle, der ebenfalls nach Ghana reiste. „Wenn der Markt für fair gehandelte Produkte größer wäre, könnte die Genossenschaft noch mehr für ihre Leute tun“, sagte Transfair Präsident Hammelehle bei einem Ghana-Besuch mit Exarbeitsminister Norbert Blüm.

„Bei Kuapa Kokoo wird gute Arbeit für die Menschen geleistet“, findet Blüm. Der CDU-Politiker hat sich vor Ort einen Eindruck verschafft, nachdem das ZDF-Magazin „Frontal“ im Mai Vorwürfe gegen den deutschen Importeur Transfair und die ghanaische Genossenschaft erhoben hatte: Das Geld aus den Aufschlägen komme überhaupt nicht bei den Bauern an, behaupteten die Journalisten. Dem Kölner Verein gehören etwa 40 kirchliche, Umwelschutz- und Verbraucherverbände an. Seit 1993 vergibt er ein Gütesiegel für fair gehandelte Produkte.

Was Kuapa von den Einnahmen pro Kakaosack an die Bauern weitergibt, ist nicht viel. Die ghanaische Regierung kaufte in der vergangenen Erntesaison den Sack für 151.725 Cedis – das sind etwa 50 Mark. Der von Kuapa gezahlte Preis lag nur wenige Groschen darüber.

„Das ist unsere Politik“, sagt Nana Apia Kubi, Präsident der Kuapa-Kokoo-Genossenschaft. „Statt jedem Bauern nur eine Handvoll auszuzahlen, verwenden wir die Prämiengelder aus dem fairen Handel am Ende des Jahres für soziale Projekte in den Dörfern. Die Bewohner wissen am besten, ob sie einen Brunnen oder eine Schule brauchen.“ Das ist auch Blüms Fazit: „Es kann nicht sein, dass irgendwer aus Europa bestimmt, wie faire Mehrpreis-Erlöse zu verwenden sind, schon gar nicht das ZDF.“

MONIKA HOEGEN

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