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Protest gegen ETA

In Madrid demonstrieren 250.000 Menschen gegen den Terror. ETA-nahe Politiker verurteilen erstmals Attentat

MADRID taz ■ „Für die Freiheit, gegen den Terror. ETA nein!“, stand auf dem Haupttransparent der Demonstration, die am Dienstagabend durch die Innenstadt Madrids zog. 250.000 Menschen waren dem Aufruf aller Parteien und Gewerkschaften gefolgt, nach dem blutigsten ETA-Anschlag seit Ende des Waffenstillstands im vergangenen Dezember einmal mehr ihre Ablehnung der Gewalt zum Ausdruck zu bringen.

Neben Ministerpräsident José María Aznar und zahlreichen Ministern waren auch die Führer der Oppositionsparteien und der beiden großen Gewerkschaftszentralen des Landes, der sozialistischen UGT und der kommunistischen CCOO, unter den Teilnehmern. Erstmals war neben dem bekannten „Basken ja – ETA nein“ auch der Ruf nach Einführung der Todesstrafe zu vernehmen.

Die mutmaßlichen baskischen Separatisten hatten am Montag früh mit einer Autobombe den Militärrichter am Obersten Gerichtshof, José Francisco Querol, sowie seinen Fahrer und seinen Leibwächter getötet. 66 Personen wurden teils schwer verletzt. Gestern befanden sich noch immer zehn der Opfer in verschiedenen Krankenhäusern der Hauptstadt. Jesús Sánchez Martín, der Fahrer des Linienbusses, neben dem die Bombe explodierte, liegt nach einer Gehirnoperation im Koma. Es gilt als immer unwahrscheinlicher, dass er seine Verletzungen überleben wird. Eine elfjährige Passagierin des Busses, die einen offenen Schienbeinbruch davontrug, wird ebenfalls weiterhin auf der Intensivstation behandelt. Sie sei, so heißt es in einem Kommuniqué der Ärzte, „klinisch stabil“.

Mittlerweile ist das ganze Ausmaß der Explosion zu überblicken. Die 30-Kilogramm-Bombe verursachte an den umliegenden Gebäuden Schäden in Höhe von umgerechnet 2,5 Millionen Mark. Insgesamt 700 Wohnungen sind betroffen.

Angesichts der Brutalität dieses Attentats, bei dem das ETA-Kommando keinerlei Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nahm, verurteilten erstmals Politiker des ETA-nahen Wahlbündnisses Euskal Herritarrok (EH) die Gewalt der Separatisten. Die drei EH-Stadträte im baskischen Irún fordern die ETA in einer Erklärung auf, „die gewaltsamen Überfälle auf ihre politischen Gegner sofort einzustellen“.

REINER WANDLER

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