Kommentar: Kluger Kompromiss
■ Warum Hochschulreformen nur mit Zustimmung der Basis sinnvoll sind
Es ist überraschend, dass Uni-Präsident Jürgen Lüthje und die Delegierten des Akademischen Senats sich auf eine gemeinsame Stellungnahme zum Sagerschen Hochschulgesetz geeinigt haben. Es ist aber auch klug. Sicher haben viele gemutmaßt, dass es gerade jemanden, der seit Jahren den Job des Uni-Präsidenten inne hat, gut passt, mehr Kompetenzen zu bekommen. Aber was hat er davon, wenn diese Regelungen bestimmte Reizschwellen überschreiten und Angstszenarien hervorrufen: die des übermächtigen Präsidenten, der nur noch Ja-Sager um sich hat und schalten und walten kann, wie er will.
Sagers Reform-Konzept, den Hochschulen mehr Autonomie zu geben und ihre Leitungen dafür zu stärken, ist sicher schlüssig. Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Hochschulen sich von Unternehmen deutlich entscheiden und die Möglichkeit der Abschaffung von – zuweilen sicher hinderlichen – Selbstverwaltungsstrukturen auch den Verlust von Bildungskultur bedeuten.
Die Selbstverwaltung der Fachbereiche an der Uni abschaffen will wohl keiner. Es sollen nur jene Hochschulen, die alte Strukturen als lästig empfinden, die Chance haben, neue zu bilden. Laut Gesetz-Entwurf darf künftig jede Hochschule für sich eine Grundordnung festlegen, die die dezentralen Strukturen regelt. Sollte das Gesetz wie geplant verabschiedet werden, so könnte die Uni als erstes ihre bestehende Struktur bestätigen. An der gestärkten Position des Präsidenten und der daraus entstehenden Stimmung ließe sich aber nichts mehr ändern.
Kaija Kutter
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