: Demos vor der Demo
Kurz vor der Großkundgebung am 9. November protestieren Neonazis gegen NPD-Verbot. Antifaschisten halten dagegen – auch in Finsterwalde
BERLIN dpa/taz ■ Fünf Tage vor der geplanten zentralen Demonstration gegen rechts am 9. November in Berlin sind am Samstag unter massivem Polizeischutz rund 1.200 Rechtsextreme im Zentrum der Hauptstadt aufmarschiert. Sie protestierten gegen das geplante Verbot der NPD. Der Auftritt der aus ganz Deutschland angereisten NPD-Sympathisanten traf auf heftige Proteste von etwa 500 Menschen, die ein Linksbündnis mobilisiert hatte. Bei einer Straßenblockade kam es zu Auseinandersetzungen zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei. Dabei wurden nach Polizeiangaben vier Beamte verletzt.
Demonstrationen gegen Rassismus und rechte Gewalt gab es auch in anderen Städten. In Dessau in Sachsen-Anhalt versammelten sich rund 2.000 Menschen. Eine ursprünglich angesetzte Demonstration der Rechten war abgesetzt worden.Offenbar waren die Rechtsextremisten nach Berlin gereist.
In Finsterwalde, wo Skinheads vor einer Woche eine Wohngemeinschaft überfallen hatten, protestierten am Samstagnachmittag nach Polizeiangaben etwa 500 Menschen in der Innenstadt gegen rechte Gewalt. Bei der vom DGB angemeldeten Demonstration gab es laut Polizei „keinerlei Zwischenfälle“.
In Delitzsch und Pirna (Sachsen) kamen mehrere hundert und in Augsburg etwa 600 Menschen zu Anti-Nazi-Demonstrationen zusammen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief am Sonntag zu einer Teilnahme an der Großdemonstration gegen rechts am 9. November auf. DGB-Chef Dieter Schulte sagte in Berlin: „Wir wollen deutlich machen, dass für die Mehrheit der Menschen in unserem Land Begriffe wie Menschenwürde und Toleranz keine leeren Worte sind.“
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) kritisierte unterdessen die geplante Großdemonstration. Dem Focus sagte Schönbohm: „Mit Kerzenprozessionen beeindruckt man rechtsextremistische Gewalttäter überhaupt nicht.“ Schönbohm weiter: „Seitdem ich in Brandenburg im Amt bin, haben wir die Kerzen weggelegt und das Schwert des Rechtsstaates in die Hand genommen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen