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Daewoo-Bremen betont die Chancen

■ Der Konkurs-Antrag des japanischen Auto-Konzerns drückt den Preis für die Übernahme / Auto-Importeure in Vegesack geben sich betont optimistisch / Verkaufszahlen im Keller

In Vegesack, auf dem Gelände der früheren Vulkan-Werft, wo nach kühnen Träumen der Bremer Wirtschaftsförderer einmal mit Hilfe von 70 Millionen Mark staatlicher Unterstützung die Daewoo-Zentrale für ganz Europa entstehen sollte, gibt man sich immer noch optimistisch. Durch die erklärte Zahlungsunfähigkeit des Mutterkonzerns in Korea sei der „Weg zur Sanierung“ frei, sagte gestern die Sprecherin von Daewoo Automobile (Deutschland), Kirsten Lattewitz. Der Import von Daewoo-PKW aus Korea ist aber dennoch seit Monaten rückläufig, jeder Tag der Krise verunsichert die Kunden mehr. Negative Schlagzeilen kann Daewoo daher gar nicht gebrauchen. Für dieses Jahr wird eine Import-Zahl von 10.000 PKW erwartet, sagt die Unternehmenssprecherin. Das heiße, dass sich der Importeur Egerland, der auf dem Vegesacker Werftgelände gerade seine große Umschlagsanlage baut, natürlich auch nach anderen Kunden umsehen müsse, um seine Kapazitäten auszulasten.

Daewoo könnte weltweit zwei Milliarden Autos jährlich produzieren, setzt im laufenden Jahr aber nur die Hälfte ab. In Polen war Daweoo einmal Nummer eins im Auto-Verkauf ist aber inzwischen von Fiat auf Platz zwei verbannt worden. Daher hatte Daewoo die Drosselung der Produktion in Polen schon angekündigt – ebenso die Streichung von einem Drittel aller Managerstellen. In Bremen sei allerdings noch keine Manager-Stelle gestrichen worden, versichert die Unternehmenssprecherin. Denn in Deutschland lag der effektive Verkauf auch früher nicht viel höher als die jetzt angegebene Zahl, nur die Ziele lagen höher. „10.000 ist für ein insolventes Unternehmen eine gute Zahl“, beruhigt sich der Marketing-Leiter der Daewoo-Automobile (Deutschland), Andreas Gryger. Daewoo-Automobile Deutschland steht seit einem Jahr unter der Leitung des Bremer Insolvenzverwalters Edgar Grända, der bereits für Januar die Vorlage eines neuen Unternehmenskonzeptes angekündigt hatte.

Die Zahlungsunfähigkeit der Daewoo Motor Company in Korea werde ohne Folgen für Deutschland bleiben, verspricht auch der Marketing-Leiter des Autokonzerns. Für Händler und Kunden ergäben sich durch ein „auf Betriebsfortführung gerichtetes“ Insolvenzverfahren in Korea. Autobesitzer bräuchten „keine nachteiligen Konsequenzen“ zu fürchten, versicherte Gryger: Fahrzeuge, Ersatzteile und Garantieleistungen für Deutschland stünden „in vollem Umfang“ zur Verfügung.

Die koreanischen Gläubigerbanken hatten sich am Mittwoch früh dazu entschlossen, die Daewoo Motor Company für zahlungsunfähig zu erklären, nachdem die jüngsten Umstrukturierungsversuche am Widerstand der Gewerkschaften gescheitert waren. „Wir werden bis zum letzten Moment die Hoffnung nicht aufgeben und unser Bestes tun, um die Katastrophe zu vermeiden“, hatte am Dienstag noch der Präsident der „Korea Development-Bank“ erklärt. Von den 18.000 Mitarbeitern sollte Daewoo 3.500 entlassen, um den Autokonzern für die Übernahme durch General Motors (GM) schlank zu machen. Die Gewerkschaften hatten bis Mittwoch früh eine Frist gesetzt bekommen, diese Sanierungsstrategie zu akzeptieren.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens und der damit verbundenen Bestellung eines gerichtlichen Insolvenzverwalters haben die Gewerkschaften in Korea keinen Einfluss mehr auf etwaige Entscheidungen zur Sanierung der Daewoo Motor Company. Mit den zu erwartenden massiven Umstrukturierungsmaßnahmen in Korea würden sich Chancen zum Erhalt der Marke bieten. Die Wettbewerber sind vor allem an der starken Daewoo-Präsenz auf dem asiatischen Markt interessiert.

dpa/K.W.

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