: Schill drin, Schill drauf
■ PRO nimmt Namen ihres gnadenlosen Chefs an. Konkurrenz von Anti-Euro-Partei
Die rechtspopulistische Partei von „Richter Gnadenlos“ wird sich künftig „Schill-Partei“ abkürzen. Auf einem Parteitag der von Ronald Barnabas Schill im Juli gegründeten „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ am 26. November soll das bisherige Kürzel „P.R.O.“ zu den Akten gelegt werden. Es sei „aus marketing-spezifischen Gründen“ wichtig, so Parteisprecher Rainer Koppke, PRO „in der Öffentlichkeit und im Wahlkampf noch stärker mit Schill in Verbindung zu bringen“.
Ganz freiwillig erfolgt der Etikettenwechsel jedoch nicht. Die Düsseldorfer „Initiative Pro D-Mark (PRO DM)“, die gestern ihre Teilnahme an den Hamburger Bürgerschaftswahlen im Herbst nächs-ten Jahres ankündigte, beansprucht ältere Namensrechte. Um Verwechslungen zu vermeiden, hatte der Bundesvorsitzende der Anti-Euro-Partei, Bolko Hoffmann, von PRO kürzlich mit der Androhung einer Unterlassungsklage eine Namensänderung verlangt. Schill habe ihm jetzt, so Hoffmann gegenüber der taz, „verbindlich zugesichert“, diesem Verlangen nachzukommen.
PRO DM will nach „ermutigenden Ergebnissen“, so Hoffmann, bei der Bundestagswahl (0,9 Prozent) und bei der Landtagswahl in Sachsen vor einem Jahr (2,1%) nun erstmals in der Hansestadt antreten. „Wir haben viele Sympathisanten in Hamburg“, behauptet Hoffmann, „auch führende Funktionäre anderer Parteien sind dabei“.
Eine Reihe von Gesprächen hat bereits stattgefunden, unter anderem auch mit dem Rissener Unternehmer Franz-Joseph Underberg. Der hatte zum Gründungsvorstand der Schill-Partei gehört und war für die Wirtschaftskontakte zuständig gewesen, hat PRO aber nach einem Zerwürfnis mit Schill im September verlassen. Underberg kann sich, erklärte er gegenüber der taz, „eine führende Funktion bei PRO DM Hamburg gut vorstellen“.
Auch „viele wichtige Leute aus FDP und Statt“ sind nach Angaben Hoffmanns zum Überlaufen in seine Anti-Euro-Partei bereit. Mit Statt-Chef Jürgen Hunke habe es aber keine Fusionsgespräche gegeben. „Der ahnt noch gar nicht“, freut sich Hoffmann, „dass ihm seine Leute abhanden kommen.“
Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen