Grüne Doppelspitze bestätigt

Parteitag der bayerischen Grünen umjubelt das Unionsmitglied Michel Friedman

WÜRZBURG ddp ■ Auf dem Parteitag der bayerischen Grünen in Würzburg bekam ein CDU-Mitglied am Wochenende genauso viel Applaus wie der frisch gewählte Vorstand. In einer bejubelten Rede kritisierte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman (CDU), als Gastredner die Union für den Begriff der „Leitkultur“. Er wolle „nicht geleitet werden“.

Friedman warnte seine Partei davor, weiterhin von Leitkultur zu sprechen. „Keine Kultur ist mehr wert als eine andere“, sagte Friedman. Deutschland sei ein Einwanderungsland. Es sei „falsch und gefährlich“ zu sagen, das Boot sei voll. Die Delegierten reagierten mit stehenden Ovationen.

Die bayerischen Grünen waren am Wochenende zusammengekommen, um einen neuen Vorstand zu wählen. Die bisherige Doppelspitze mit Margarete Bause und Jerzy Montag wurde mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. Bause erhielt 84,4 Prozent der Stimmen. Für Montag stimmten 78,5 Prozent der Delegierten. Beide traten ohne Gegenkandidaten an.

Die 41-jährige Soziologin Bause sagte, die Grünen sollten „eine Partei der Pragmatiker und Träumer, der Macher und Visionäre, der Sachkompetenz und ausgelassenen Lebenslust sein“. Der 53-jährige Jurist Montag kündigte an, grüne Politik mehr in die Fläche zu tragen. Er bezeichnete Bayern als eine „multikulturelle Gesellschaft“.

Als Schatzmeister wurde im zweiten Wahlgang der 46-jährige Benedikt Mayer aus Emmering gewählt. Er erhielt mit 50,4 Prozent der Stimmen knapp das notwendige Ergebnis. Als viertes Vorstandsmitglied wurde die 35 Jahre alte Bayreuther Landtagsabgeordnete Ulrike Gothe gewählt.

Mit ihrer Wahl wurde die auf dem letzten Landesparteitag in Lindau beschlossene Reform der Führungsgremien erstmals umgesetzt. Demnach kann ein viertes Vorstandsmitglied gewählt werden, das auch ein Parlamentsmandat haben darf. Für die übrigen Vorstände gilt die Trennung von Amt und Mandat. Neu ist auch, dass die Landeschefs beliebig oft wiedergewählt werden dürfen.