HEW darf nun doch die Bewag kaufen

Senat und Hamburger Electricitätswerke sind sich einig über die Bewag-Übernahme. Berlin könnte Sitz eines neuen Energie-Riesen werden

Die Zukunft der Bewag ist so gut wie besiegelt. Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) dürften die Mehrheit des Berliner Stromversorgers übernehmen. Alle noch offenen Punkte mit HEW, ihrer schwedischen Konzernmutter Vatenfall und dem bisherigen Bewag-Anteilseigener Eon seien geklärt, sagte Finanzsenator Peter Kurth (CDU) gestern. Ein Vertrag werde noch in dieser Woche unterzeichnet. Danach werde der Senat seine einstweilige Anordnung gegen Eon zurückziehen, mit der bisher die Bewag-Übernahme blockiert wurde.

Mit der Einigung ist nun der Weg frei zur Bildung einer so genannten vierten Kraft auf dem deutschen Energiemarkt. Bewag und HEW können nun ein gemeinsames Angebot für den ostdeutschen Stromversorger Veag vorlegen und so einen nordostdeutschen Stromkonzern bilden. Dem US-Konzern Southern Energy wird daran ein Anteil von 25,1 Prozent angeboten. Bislang blockieren die Amerikaner die HEW-Pläne durch eine einstweilige Verfügung, weil sie selbst die erste Geige in dem Nordost-Konzern spielen wollen.

Der Senat hatte dieses Ansinnen bis vor kurzem unterstützt, dann aber die Amerikaner fallen gelassen. Ihnen wurden nur geringe Chancen an der Veag-Übernahme eingeräumt. Am Ende hätte die Bewag isoliert auf dem Strommarkt dagestanden. Kurth hat den Stromkonzernen immerhin ein zentrales Zugeständnis für seine Zustimmung abgepresst. „Der Hauptsitz und der wirtschaftliche Schwerpunkt des neuen Unternehmens wird in Berlin liegen.“ Dies sei ein Erfolg für Berlin als Wirtschaftsfaktor. Gegenüber Eon musste Kurth jedoch Abstriche hinnehmen. So erfüllt der Münchener Konzern die im Bewag-Privatisierungsvertrag vereinbarten Arbeitsplatzzusagen nur zum Teil. Eon wird 340 Arbeitsplätze in der Hauptstadt schaffen. Ursprünglich waren rund 800 Jobs vorgesehen. Zum Ausgleich zahlt Eon 70 Millionen Mark ans Land.

Im Vorfeld des gestern verkündeten Deals hatten auch die Arbeitnehmervertreter der Bewag eine „große Lösung“ befürwortet. Ihr Argument: Auf dem umkämpften, liberalisierten Energiemarkt ist die Größe eines Unternehmens entscheidend.

Die noch im Sommer befürchtete Schließung Berliner Kraftwerke mit umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung halten Experten für nicht akut. „Die Wärmeversorgung ganzer Stadtteile hängt da dran“, heißt es. Diese sei nicht leicht zu ersetzen. Fraglich ist allerdings, ob ein neuer Bewag-Eigentümer die Kraftwerke vollstmöglich auslastet. RICHARD ROTHER