piwik no script img

Hinweise auf Brandursache

Seilbahnbahnunglück in Kaprun: Bahn brannte vermutlich schon vor dem Tunnel

KAPRUN afp/ddp ■ Drei Tage nach der Bergbahnkatastrophe am österreichischen Kitzsteinhorn haben die Ermittler erste Hinweise auf die mögliche Unglücksursache gefunden. Vor dem Tunneleingang entdeckte Schmierstoff-Spuren deuteten darauf hin, dass die Bahn bereits vor der Einfahrt in den Tunnel technische Probleme gehabt und möglicherweise bereits gebrannt habe, sagte der Ermittler Christian Tisch gestern in Kaprun. Bisher wurde davon ausgegangen, dass der Brand erst 600 Meter hinter der Einfahrt ausbrach.

Einsatzleiter Franz Lang teilte mit, dass nun insgesamt mit zwischen 156 und 160 Todesopfern gerechnet werde. Zuvor war von 159 Todesopfern die Rede gewesen. Bis gestern Mittag konnten 90 Leichen geborgen werden. Unklar war weiterhin, was nach dem Stopp des Zuges im Tunnel geschah. Er wisse nicht, ob die Türen geöffnet waren, sagte Tisch. Es werde aber davon ausgegangen, dass der Fahrer die Türen öffnete. Viele der Leichen waren außerhalb des Zuges gefunden worden, wo sie offenbar auf der Flucht erstickt waren. Warum der Zug anhielt, sei nicht bekannt, sagte Tisch.

Medienberichten zufolge wollen die Hinterbliebenen der aus Bayern stammenden Opfer eine Klage auf „Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe“ vorbereiten. Der auf Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern spezialisierte US-Anwalt Edward Fagan bot den Hinterbliebenen juristische Hilfe an.

Die Leichen wurden zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Salzburg gebracht, wo ihre Identität mit Hilfe von Genanalysen festgestellt werden soll. Dies wird drei bis vier Wochen dauern. Das Skigebiet am österreichischen Kitzsteinhorn bleibt nach Angaben der Kapruner Gletscherbahnen bis 24. November gesperrt. Der Snowboard-Weltcup, der am 24. November stattfinden sollte, wurde abgesagt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen