: Verwirrter wurde als Bündel fest verschnürt abgeschoben
Der Fall des geistig verwirrten Antonio M. wurde gestern ausländerrechtlich abgeschlossen. Der Angolaner, der nach monatelanger Haft Schlagzeilen gemacht hatte, weil er in Abschiebehaft „Männchen“ gesehen und Geräusche gehört hatte ohne ausreichend ärztlich betreut zu werden, wurde abgeschoben. Grenzschützer hievten ihn gegen 14.10 Uhr in den City-Hopper von Bremen nach Amsterdam. Der Abgeschobene soll Luanda heute früh gegen sieben Uhr erreichen. Er war zusammengeschnürt wie ein Paket und nicht mehr im Stande, selbst zu laufen. Drei Beamte des Bundesgrenzschutzes stiegen mit in die Maschine.
Die Asylgruppe „grenzenlos“ nennt die gestern erfolgte Abschiebung einen Skandal. Zwar galt der 33-Jährige einem psychiatrischen Gutachten des Rechtsmedizinischen Instituts zufolge nicht als Fall für die psychiatrische Zwangseinweisung. Dennoch war er offensichtlich verwirrt. Die Psychiaterin hatte im Oktober „leichtere psychische Störungen“ attestiert. Eine Sprecherin der Gruppe berichtet: „Er hat bis zum letzten Moment geglaubt, er würde zum Arzt gebracht. Für uns gibt es keinen Zweifel, dass der Mann krank und hilfsbedürftig ist.“
So habe der vollständig Mittellose kein Geld annehmen wollen, das ihm ermöglichen sollte, bei seiner Ankunft in Luanda möglicherweise zu Familienangehörigen weiter zu fahren, auch wenn er über deren Existenz keine Angaben machen konnte. Ebenso habe er Kleidung für den Flug nicht annehmen wollen. Eine der Ehrenamtlichen – für derartige sozialarbeiterische Einsätze gibt es im Polizeigewahrsam, dem die Abschiebehaft unterstellt ist, kein Personal – berichtete, der Verwirrte habe sie noch am Mittwoch gebeten, eine mitgebrachte Hose im Hof zu vergraben. Er werde das Kleidungsstück schon finden, wenn er es brauche. ede
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen