: Gesucht: Ein Denkmal für Rosa
Für Rosa Luxemburg kann kein Gedenkzeichen vielfältig genug sein. Auch bei der zweiten Podiumsdiskussion über ein Luxemburg-Denkmal kam man einer Lösung nicht näher. Die Erleuchtung soll ein internationaler Wettbewerb bringen
von CORINNA BUDRAS
Über eines waren sich die Anwesenden einig: „Man darf Rosa Luxemburg nicht in Stein hauen.“ Fließend müsse die Erinnerung stattdessen sein. Dann war aber auch schon Schluss mit der Einmütigkeit. Abgesehen von dieser Mahnung der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun beherrschte am Mittwochabend Meinungsvielfalt die Diskussion zum Rosa-Luxemburg-Denkmal, die vom Initiativkreis „Ein Zeichen für Rosa Luxemburg“ und der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert wurde. Widersprüchlich. Unangepasst. Couragiert. Selbstbewusst. Mit Rückgrat und scharfem analytischen Verstand. So charakterisierten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion die 1919 ermordete Politikerin. Und all diese Vielfalt soll sich bitte schön auch in dem geplanten Gedenkzeichen widerspiegeln. Nicht umsonst diente der historische Stoßseufzer eines Genossen „Frau Luxemburg bringt immer alles durcheinander“ als Motto des Abends.
Im November 1998 machte der Bezirk Mitte den Weg frei für ein Rosa-Luxemburg-Denkmal auf dem Rosa-Luxemburg-Platz. Seitdem zumindest über die Notwendigkeit eines solchen Gedenkzeichens Konsens herrscht, ist die Debatte über das Wie in vollem Gange.
Eine breite Palette von Kulturwissenschaftlerinen, Historikerinnnen und Politikerinnen drängelte sich am Dienstagabend auf der Galerie der Heinrich Böll Stiftung. Trotzdem wollte sich das mit acht Frauen und einem Mann reichlich besetzte Podium auch diesmal nicht auf eine Ausgestaltung einigen.
Doch die Ausgestaltung war gar nicht so sehr gefragt. Sinn dieser Veranstaltung war lediglich, die öffentliche Meinung als Grundlage für einen späteren internationalen Wettbewerb darzustellen, der frühestens im nächsten Jahr von der Verwaltung für Stadtentwicklung ausgeschrieben werden soll.
Auch die Sprecherin der Grünen, Renate Künast, war nicht in der Lage, sich angesichts der Vielgestaltigkeit der Person Rosa Lusemburg auf eine Form für das Gedenkzeichen festzulegen. Claudia Neusüß von der Heinrich Böll Stiftung möchte sich gar um eine konkrete Ausgestaltung ganz herumdrücken: Die Diskussion als solche empfinde sie als wesentlich geeigneteres Mittel, Rosa Luxemburg zu gedenken.
„Fließend“ soll die Erinnnerung also sein. Am besten immer während. Besondere Zustimmung fand deshalb der Vorschlag von der PDS-Politikerin Edda Seifert, die einen Rosa-Luxemburg-Lehrstuhl einrichten möchte. Darauf soll die Erinnerung nach dem Wunsch der Kulturpolitikerin Monika Griefhahn (SPD) jedoch nicht beschränkt werden. Auf eine Alternativdebatte Lehrstuhl oder Gedenkzeichen will sie sich erst gar nicht einlassen. „Wir wollen alles“, konstatiert sie mit dem Argument, dass bei Männern ja auch keine Einschränkung gemacht werde. Deshalb soll auch durchaus etwas im Stadtbild auftauchen, „über das man stolpert“, so Monika Griefhahn.
Weder die vorhandene Gedenktafel an der Corneliusbrücke noch das Denkmal mit ihrem Schriftzug an der Lichtensteinbrücke, wo sie erschossen wurde, seien ausreichend. Damit werde nur ihrer Ermordung gedacht, so Renate Künast, auch wenn sie angesichts der Authentizität des Ortes die Brücke endlich in eine Rosa-Luxemburg-Brücke umgetauft wissen will. Doch das ist nur ein Zusatz. Eine Alternative zu einem zentralen Gedenkzeichen für die Person Rosa Luxemburg ist es nicht.
Gründe für ein Gedenken gibt es genug: Schließlich ist die couragierte, streitbare Frau mit dem vielseitigen politischen Engagement neben Willy Brandt die einzige Person, die in einer Umfrage der Historikerin Annette Leo sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands gleichermaßen als herausragende historische Persönlichkeit genannt wurde.
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