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Live surfen ist besser

■ Neue Schauspielhaus-Offensive: Virtuelle „5. Spielstätte“ eröffnet

Live ist's, wenn man trotzdem hingeht: ins Schauspielhaus nämlich, das es einem jetzt noch leichter macht, zu Hause zu bleiben: durch regelmäßiges Ins-Netz-Stellen der jüngsten Folgen der soap-opera world wide web-slums, die man dann vom heimischen Sessel aus bewundern kann. www.schauspielhaus.de lautet die Adresse der gestern eröffneten „Fünften Spielstätte“, die mehrere Projekte umfasst: Virtuelle Rundgänge durchs Haus wird man zum Beispiel tätigen, sich Bühne, Malersaal, 2. Rangfoyer und Neues Cinema vom Theaterpädagogen Michael Müller erklären lassen können.

Auch Probeneinblicke werden dem agilen Surfer gewährt – „aber natürlich nicht so viele, dass der Reiz des Theaterbesuchs abgetötet würde“, wie Intendant Tom Stromberg betont. Stattdessen wird man sich am von Schauspielhaus-Mitarbeitern geschossenen „Foto des Tages“ ergötzen können – und wer will, kann sich am monatlichen Internet-Schreibwettbewerb beteiligen. Ganz leicht gemacht wird es einem dabei natürlich nicht: „Vorgaben könnten zum Beispiel sein, dass drei Frauen über 50 im Stück vorkommen müssen, außerdem die Farbe gelb und eine Seilbahn“, sinniert Dramaturg Imanuel Schipper, der das Projekt mit konzipiert hat. Ein bizarres Puzzlespiel, das aber für entsprechend Gestimmte sicherlich eine Herausforderung sein kann. Der Preis für das beste Stück, das von AkteurInnen aufgenommen und ins Netz gestellt wird: eine SchauspielhausCard. Für ein interaktives Spiel, bei dem das Surfpublikum in den Verlauf etwa der Soap-Opera eingreifen könnte, sei es aber, so Stromberg, noch zu früh. Als Kommunikationsmedium will man das Internet aber auch jetzt schon nutzen, um zum Beispiel Publikumsmeinungen einholen, die, so die zart angedeutete Hoffnung, „ja immerhin auch abweichen könnten von dem, was die Medien so transportieren“. Petra Schellen

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