: Machtmensch und Feigling
Perus Präsident Alberto Fujimori kündigt seinen Rücktritt an und macht viele Menschen glücklich
Alles hat man ihm schon nachgesagt. Alberto Fujimori sei ein Populist, meinte sein politischer Gegner Mario Vargas Llosa, als Fujimori ihn im peruanischen Wahlkampf 1990 erst in die Stichwahl zwang und diese dann deutlich gewann. Der politisch unbekannte Agraringenieur war gegen Vargas Llosas neoliberale Pläne zu Felde gezogen. Fujimori sei ein Lügner, hieß es kurz darauf, als er, nun Präsident geworden, dem Land ein neoliberales Schockprogramm verordnete.
„Despot“ wurde er genannt, seit er 1992 die Verfassung außer Kraft setzte, das Parlament zum Teufel jagte und wesentliche Posten mit seinen Leuten besetzte. Die Art, wie er die Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung 1992 und die Kommunalwahlen 1993 zuschnitt und dominierte, brachte ihm zusätzlich den Titel „Autokrat“ ein.
Als Bezwinger des Terrorismus wurde er verehrt, als Ende 1992 der Chef der maoistisch-sektiererischen Guerilla Sendero Luminoso verhaftet wurde, was dem ausufernden Terror dieser Organisation ein Ende bereitete.
Als „Diktator“ brandmarkten ihn Oppositionelle und Menschenrechtler, als Fujimori unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung Hunderte Journalisten, Stadtteilaktivisten und Oppositionelle zum Teil jahrelang ohne Anklage in den Gefängnissen schmoren ließ.
Als „Mörder“ wurde er beschimpft, nachdem von den Geiselnehmern der MRTA-Guerilla, die im Dezember 1996 die Residenz des japanischen Botschafters überfallen hatte, nach der Erstürmung durch die Armee kein einziger überlebt hatte – obwohl ehemalige Geiseln gesehen hatten, wie einige Guerilleros gefesselt abgeführt worden waren.
Als machtgeiler Betrüger etablierte sich Fujimori, als er zur Präsidentenwahl 2000 erneut kandidierte, obwohl ihm die Verfassung eine dritte Amtszeit untersagt. Er gewann durch weltweit kritisierte Schummeleien.
Als „Marionette des herrschenden Militärs“ wurde Fujimori in den letzten Jahren überwiegend charakterisiert. Genauer: Es schien, als ob der ominöse Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos nur noch in zweiter Linie Fujimoris Helfer war – vor allem schien Fujimori der Helfer Montesinos’ zu sein.
Jetzt fügt die Zeitung Republica den Charakterisierungen des japanischstämmigen Fujimori, von dem nie ganz klar war, ob er wirklich an Perus Nationalfeiertag geboren wurde, eine weitere hinzu: Einen „Feigling“ nennt sie ihn, weil er nicht den Mumm aufbringe, selbst seinen Rücktritt zu verkünden, sondern lediglich aus Japan Telefonate führt und Faxe schickt. Die meisten aber sind einfach froh, dass er weg ist. BERND PICKERT
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