: Die ZVS darf die Studis weiter zwangsverteilen ...
... auch wenn die CDU sie am liebsten zumachen würde. Gerade hat die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen einen neuen Chef bekommen
DORTMUND taz ■ Nicht nur die CDU will sie gerne abschaffen. Aber die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen (ZVS) ist putzmunter. Gerade hat sie einen neuen Chef bekommen. Seit 1973, als die ZVS gegründet wurde, ist der neue, Johannes Risse, erst der zweite ZVS-Präsident.
Mit Risse tritt einer an die Spitze der ZVS, der ihr schon in der Vergangenheit treu gedient hat: Für das nordrhein-westfälische Bildungsministerium saß er bis Mitte des Jahres im Länder-Ausschuss der ZVS. Da passte Risse auf, dass die Zentralstelle bei der Reform der Studienplatz-Verteilung kaum Kompetenzen abgeben musste.
Zwar hätten die Hochschulen in diesem Jahr erstmalig über einen Teil der Bewerber in Numerus-Clausus-Fächern selbst entscheiden dürfen – aber erst nachdem die ZVS 80 Prozent der Studienplätze selbst besetzt hatte. Der Hochschulrektoren-Konferenz ist das zu viel, sie will mehr größere Auswahlmöglichkeiten für die Hochschulen. Risse aber weist die Beschwerden zurück: „Wir weisen den Hochschulen die Spitzenbewerber doch ohnehin zu.“
Den umstrittenen NC verteidigt er als preisgünstiges und aussagekräftiges Kriterium. Aber der Abi-Schnitt kommt doch nicht überall unter gleichen Voraussetzungen zustande? Risse antwortet zurückhaltend: „Die Länder bemühen sich, möglichst einheitliche Standards beim Abitur zu setzen. Als einer, der 16 Ländern dient, darf ich da wenig sagen.“
Gegen Alternativen wie eine schriftliche Aufnahmeprüfung an den einzelnen Hochschulen setzte er sich in seiner Zeit als Landesvertreter zusammen mit der Mehrheit durch. Zum Ärger der Rektorenkonferenz und vor allem Risses Gegenspielers im Ausschuss, dem Baden-Württemberger Volker Rittberger. Dem stört vor allem das Kriterium Wartezeit – 25 Prozent der Plätze in den begehrten ZVS-Fächern gehen an die Bewerber mit dem dicksten Sitzfleisch.
„Das ist keine Leistungsbemessung“, kritisiert Rittberger. Er würde die vom Verfassungsgericht verordnete Zulassung über Wartesemester gern auf eine geringere Quote beschränken. Der neue ZVS-Chef sieht das ganz anders. „Wer mehrere Semester auf ein Studium gewartet hat, bringt in der Regel eine große Motivation mit“, meint er.
Die Hoffnung, jedem sofort das gewünschte Studium zu ermöglichen, hat Risse aufgegeben. Dafür stritt er kurz vor der Gründung der ZVS, im Jahr 1972: Als Studentenvertreter brachte er an der Uni Bielefeld den NC für die Juristenausbildung zu Fall. Er wollte den Staat auf diese Weise zwingen, mehr Mittel bereitzustellen. BARBARA SCHÄDER
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