Modernisierung im Schongang

Der frühere Vizepräsident der Technischen Universität, Till Heyer-Stuffer, will Landesvorstandssprecher der Berliner Grünen werden. Besonders einflussreich ist der Posten nicht, besonders bekannt ist der Kandidat allerdings bislang ebenso wenig

von RALPH BOLLMANN

Zwei Männer mit Doppelnamen betraten gestern die politische Bühne, und zu allem Überfluss haben sie auch noch zwei weitere Dinge gemeinsam: Sie bewerben sich um vergleichsweise einflussarme Posten, und sie waren einer breiteren Öffentlichkeit bislang nicht bekannt. Während also der Münchner Kulturreferent Julian Nida-Rümelin inoffiziell zum neuen Kulturstaatsminister ausgerufen wurde, bewarb sich der Hochschulexperte Till Heyer-Stuffer bei den Berliner Grünen um das Amt des Landesvorstandssprechers.

Der Posten wird vakant, weil der derzeitige Amtsinhaber, Andreas Schulze, bei der turnusmäßigen Neuwahl der grünen Doppelspitze am 24. Februar nächsten Jahres nicht mehr antreten will. Vorstandssprecherin Regina Michalik will ihr Amt dagegen behalten. Dass Heyer-Stuffer ebenso wie sie selbst dem linken Parteiflügel zugerechnet wird, sieht Michalik nicht als Hinderungsgrund für seine Wahl. Es komme vor allem darauf an, dass ein Vorstandssprecher „integrativ wirken“ könne, so Michalik.

Innerhalb der Partei wird damit gerechnet, dass bis zum Wahltermin noch weitere Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen könnten. Gleichzeitig weisen prominente Berliner Grüne hinter vorgehaltener Hand darauf hin, dass es sich keineswegs um einen attraktiven Posten handelt: Die Parteispitze ist schlecht bezahlt und schlecht ausgestattet, in der öffentlichen Wahrnehmung tritt sie hinter der Fraktion weit zurück.

Abhilfe schaffen, da sind sich die meisten Funktionsträger im Gegensatz zur Basis einig, könne da nur ein Abschied von der Trennung zwischen Amt und Mandat.

Der studierte Wirtschaftsingenieur Heyer-Stuffer war von 1993 bis 1997 Vizepräsident der Technischen Universität und arbeitet derzeit als hochschulpolitischer Referent im Rektorat der Universität Potsdam. Anders als Schulze will er bei den Grünen nicht mit dem Schlagwort der „Modernisierung“ antreten. „Das würde uns nicht von anderen Parteien unterscheiden“, sagte Heyer-Stuffer. Die Grünen sollten die Chancen neuer Technologien sehen, aber auch deren „Gefahren berücksichtigen“.