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Gaza-Streifen abgeschnürt

Israels Militär kesselt Palästinenser ein und tötet Jugendführer. Benzin und Mehl in Gaza knapp

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Ein führender Aktivist der palästinensischen Fatah-Jugendorganisation Tansim ist gestern von israelischen Soldaten erschossen worden. Er starb, als israelische Militärs an einem Kontrollpunkt nahe der jüdischen Siedlung Morag im Gaza-Streifen das Feuer auf zwei palästinensische Pkws eröffneten, die sich angeblich näherten. In einem der Fahrzeuge sei Tansim-Führer Djamal Hassan Rasik ausgemacht worden, hieß es von israelischer Seite. Insgesamt töteten die Soldaten vier Menschen. Am Vortag war in der gleichen Gegend ein 18-jähriger Siedler von einem palästinensischen Scharfschützen erschossen worden.

Ein israelischer Militärsprecher erklärte, dass die Aktion zu den „Initiativoperationen“ gehört habe, die die Armee gegen „führende Palästinenser ausübt, die die Situation zur Eskalation bringen wollen“. Mohammad Dahlan, Chef des palästinensischen Sicherheitsdienstes, sagte, die Ermordung des Tansim-Führers werde „die Lage eskalieren“.

Seit Montag früh, als bei einem Sprengstoffattentat auf einen Schulbus im Gaza-Streifen zwei Menschen getötet wurden, halten die israelischen Militärs die von Nord nach Süd führende Hauptstraße dieses Territoriums gesperrt. Die meisten jüdischen Siedlungen liegen im südwestlichen Bereich des Gaza-Streifens und grenzen an das Mittelmeer. Um vom israelischen Kernland aus dorthin zu gelangen, müssen die Siedler einige Kilometer durch palästinensisches Gebiet fahren. In der Regel werden sie dabei von Militärjeeps eskortiert.

Diese gut fünf Kilometer lange Ost-West-Passage, wo sich das Sprengstoffattentat ereignete, dient nun als Trennungslinie zwischen dem Norden und dem Süden des Gaza-Streifens. Nördlich davon liegt die Stadt Gaza, südlich die Städte Khan Younis und Rafach. Eine Durchfahrt mit dem Pkw ist unmöglich.

Für Fußgänger öffneten die Militärs am Dienstag einen Übergang – für zwei Stunden. „Es waren mindestens zehntausend Menschen dort“, berichtet eine Palästinenserin, die von einem Besuch bei ihren Eltern in Khan Younis zurück nach Gaza kommen wollte. „Sie forderten uns auf, zu laufen. Es war sehr demütigend.“ Es gebe zwar Wege, die Blockade zu umgehen, aber „die Soldaten schießen auf jeden, den sie dabei erwischen“.

Zahlreiche Studenten sitzen nun in Gaza fest, umgekehrt können Arbeiter aus Khan Younis oder Rafah vorläufig nicht zu ihren Arbeitsplätzen. Den Berichten zufolge werden nicht einmal Nahrungsmitteltransporte oder die Wagen des UN-Hilfswerkes durchgelassen. Vor allem an Benzin und Mehl mangelt es.

Unterdessen haben die Anweisungen von Palästinenserpräsident Jassir Arafat, der den Sicherheitskräften letzte Woche das Kommando gegeben hatte, nicht mehr vom Autonomiegebiet aus das Feuer zu eröffnen, praktisch ihre Gültigkeit verloren. Die palästinensische Polizei wird „immer dort, wo es aus Gründen der Selbstverteidigung angebracht ist, das Feuer eröffnen“, erklärte Achmad Abd-el Rachman, Generalsekretär des palästinensischen Kabinetts.

Jassir Arafat kritisierte unterdessen die USA. Er sagte, die Hubschrauber und Raketen, mit denen die israelischen Militärs Anfang der Woche den Gaza-Streifen attackierten, stammten aus „amerikanischen Beständen“.

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