: Frauenkarriere an der Saar
Die erste Länderinnenministerin der Bundesrepublik heißt Annegret Kramp-Karrenbauer
Einmal ist eben auch eine Frau dran. Annegret Kramp-Karrenbauer macht den Anfang. Sie soll Innenministerin des Saarlands werden. Eine Frau auf diesem Posten? Das hat es in der Bundesrepublik noch nie zuvor gegeben.
Die 38-Jährige folgt Klaus Meiser nach, der am Mittwoch wegen seiner Unterschrift auf einem Scheinvertrag zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem Caritas-Finanzjongleur Hans-Jochim Doerfert zurückgetreten ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen „Beihilfe zur Untreue“. Meiser saß im Präsidium des Fußballvereins.
Kramp-Karrenbauer steht keinem Sportverein vor. Nur „ehrenamtlich“ ist sie Vorsitzende im Schulförderverein ihrer Heimatgemeinde Püttlingen. Und demnächst auch Landesinnenministerin. Die „Raureiter“ unter den Innenministern der Länder, Beckstein (Bayern) und Bouffier (Hessen), werden sich an die eine Frau auf den Innenministerkonferenzen des Bundes und der Länder erst gewöhnen müssen. Es könnte ihnen gelingen.
Kramp-Karrenbauer gilt als „pflichtbewusst“, doch einige bei der CDU an der Saar und viele bei der SPD-Opposition im Landtag halten sie für „noch zu jung und zu unerfahren“. Doch auch das wird den Männern gefallen. Man wird sie an die Hand nehmen.
Ab und zu muss sie abgelehnte Asylbewerber abschieben. Das ist nichts für zarte Gemüter vom Grundschulförderverein. Kramp-Karrenbauer wird das lernen (müssen). Von ihrem Genie jedenfalls ist einer ganz fest überzeugt: der „schwarze Peter“ Müller, Ministerpräsident an der Saar. Der zauberte die Politologin (Magister) am Mittwoch aus dem Hut. Und die Männer ohne Ministeramt an der Spitze der Partei, die sich etwas ausgerechnet hatten, gingen leer aus.
„Typisch Peter“, hieß es gestern bei der CDU an der Saar. Alle hätten „gestaunt“. Dabei ist Kramp-Karrenbauer schon seit knapp zwanzig Jahren bei der CDU.
Ihre Parteikarriere war schnell und steil. Mit 27 Jahren wurde sie Magistratsmitglied in Püttlingen und führte dann dort auch bald die CDU. Den Landtag übersprang sie auf der Karriereleiter. 1998 rückte sie für Klaus Töpfer direkt in den Bundestag nach.
Sie kandidierte auf der Landesliste zur Saar-Wahl 1999. Mit Kramp-Karrenbauer als persönlicher Referentin im Wahlkampf gewann der „schwarze Peter“ dann überraschend die Landtagswahl, und Kramp-Karrenbauer legte ihr Bundestagsmandat nieder, wurde Landtagsabgeordnete und parlamentarische Geschäftsführerin. Bald ist sie Innenministerin. „Waiting for the women to beginn the world again“ (Ray Manzarek).
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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