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BSE als Chance für „Neuland“

Verein für artgerechte Tierhaltung ist Vorreiter in der Branche Biofleisch. Problemebei der Vermarktung dürften angesichts der BSE-Gefahr jetzt leichter lösbar sein

BERLIN taz ■ Kritiker des Vereins für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung zu finden ist schwierig. „Neuland“ gilt als Vorreiter in Sachen artgerechter Haltung und Verbraucheraufklärung. Die strengen Leitlinien übertreffen in einigen Punkten sogar die für Biofleisch. Fünf Verbände, darunter der Tierschutzbund und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, gründeten „Neuland“ vor elf Jahren.

Wie das Leben eines „Neuland“-Rinds verlaufen soll, schreiben Richtlinien vor. Beispielsweise haben solche Tiere immer Streu in den Ställen. Antibiotika und Tierkörpermehl stehen nicht auf dem Speiseplan. Das kontrollieren der Tierschutzbund sowie ein privates Unternehmen. Ist das Tier alt genug, wird oft am Hof geschlachtet. Wo ein Transport unvermeidlich ist, gilt: Möglichst kurze Strecken, und der Landwirt sollte dabei sein. Der kennt seine Tiere und kann Stresssituationen vermeiden. Das Fleisch wird dann zum nächsten Metzger gefahren, der „Neuland“-Produkte führt.

Die Metzger nutzten das Label vor allem dazu, ihr Image aufzubessern. Metzgereien, die ausschließlich „Neuland“-Fleisch führen, gibt es kaum, so das Ergebnis einer Befragung, die Tillmann Becker 1998 durchführte. In einigen „Neuland“-Läden sei nur jedes zwanzigste Stück Fleisch aus artgerechter Haltung. Das hat zum einen damit zu tun, dass Biofleisch teuer ist, zum anderen mit der Vermarktung: Jeder einzelne Metzger müsse angesprochen werden und kaufe dann als Einzelhändler nur kleine Mengen. Daher verkauft „Neuland“ vor allem an Großkunden wie Kindertagesstätten. Trotzdem hat es Vorteile, über Metzgereien zu vermarkten. Ein „Neuland“-Metzger kann seinen Kunden genau erklären, von welchem Hof seine Ware stammt, ein Fleischer, der beim Schlachthof kauft, aber nicht.

Die Existenz eines „Neuland“-Bauern sichert ein seit zehn Jahren festgesetzter Preis. Die ständig sinkenden Fleischpreise können ihm also nichts anhaben. Es können jedoch nur Betriebe umsteigen, die weniger als 100 Hektar Ackerfläche besitzen. „Neuland“ begründet das damit, dass man zu Gründungszeiten kleine Höfe erhalten wollte. Nachteil: Ostdeutsche Betriebe sind ausgeschlossen. „Wir arbeiten jedoch daran“, sagt Torsten Walter von „Neuland“. Der Agrarökonom Benker hält jedoch dagegen: Bevor mehr „Neuland“-Fleisch produziert werde, müsse erst mal mehr verkauft werden. Das heißt: bessere Vermarktung. Mit der Zunahme der BSE-Fälle dürfte das allerdings kein Problem mehr sein. KATHRIN BURGER

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