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Legendäre Drogen

■ Im Docks: „Monster Magnet“ und „Queens of the Stone Age“

Wohl kaum ein Interview oder Songtext vergeht, ohne dass sich Dave Wyndorf von Monster Mag-net oder Josh Homme von den Queens of the Stone Age über ihren Drogen-Konsum auslassen. Show oder Lifestyle? Lässt sich mit der bösen Legende von „Sex, Drugs and Rock'n'Roll“ tatsächlich noch an Boden gewinnen?

Für die Bengel von Monster Magnet offensichtlich schon. Ob auf Album-Covern zwischen Spine of God und God Says No oder Internet-Seiten – wohl kein Rock-Klischee dürfte zu platt sein, um nicht von den Profi-Prolls aus New Jersey begeistert illustriert zu werden: Totenschädel, nackte Ladies, fette Motorräder und Satan höchstpersönlich. Alles was das Männerherz begehrt? Da will Dave Wyndorf nicht kleckern und klotzt mit markigen Anekdoten aus seiner Jugend. Mit 13 Jahren habe er sich das Leben mit Marihuana und LSD versüßt, Acid, Prozac und Viagra runden die muntere Palette in späteren Jahren ab. „A friend with weed is a friend indeed“, prägte der böse Bube, Placebo übernahmen es dankend.

Doch bei aller Hochstapelei gelingen ihm auch leise Töne: Monster Magnet stehe im krassen Gegensatz zu den amerikanischen Klischees, verkündet der bärtige Frontmann. „Richtige Biker würden uns auslachen, wir sind nur ungezogene Kinder, die sich dafür entschieden haben, die Hochschule abzubrechen und stattdessen eine Rock'n'Roll-Band zu gründen.“

Fast mithalten können Josh Hommes Queens of the Stone Age, die zumindest an Bass und Drums aus Mitgliedern seiner nicht weniger erfolgreichen Ex-Formation Kyuss bestehen. Auch ihnen bescherte der zu offenherzige Tonfall in punkto Drogen Probleme in den Vereinigten Staaten. Die hiesigen Radiosender tun sich schwer mit ihrer neuen Single-Auskopplung. Der „Feel Good Hit of the Summer“ beschreibt in kurzen, präg-nanten Worten, was „gut fühlen im Sommer“ für die Rocker aus Palm Desert in Kalifornien bedeutet. Einzige Textzeile: „Nicotine, valium, vicatin, marijuana, ecstasy and alcohol - C-c-c-cocaine“. Noch Fragen?

Soviel zu Imagepflege der beiden Großmäuler. Und musikalisch? Beide Bands können sich wohl auf die Fahnen schreiben, dass sie nahezu totgeglaubten Genres Leben eingehaucht oder besser eingeprügelt haben. Den QOTSA merkt man den Aufenthalt in Seattle an. Sie nehmen den Unterton aus vergangenen Grunge-mäßigen Zeiten, blasen aber mühelos den Trübsinn der Neunziger davon. Und erschaffen sich als eine der derzeit spannendsten Rockbands. Weiter zurück greifen Monster Magnet, sie führen das rockige Erbe der 70er-Bands fort, ihrer Vorbilder zwischen Black Sabbath und Hawkwind. Zusammen dürften die Bands das wohl lauteste Doppelpack des Herbstes sein. Volker Peschel

heute, 20 Uhr, Docks (der zweite Termin am 28.11. wurde abgesagt)

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